Ukraine: Ehemalige Präsidenten unterstützen Forderung nach Autokephalie

17. Mai 2018
Drei ehemalige Präsidenten der Ukraine haben in einem gemeinsamen Statement ihre Unterstützung für die Bemühungen um eine Autokephalie der Ukrainischen Orthodoxen Kirche ausgedrückt. Leonid Kravtschuk, Leonid Kutschma und Viktor Juschtschenko rufen das ukrainische Volk, die Gläubigen der Ukraine, Politiker und zivilgesellschaftliche Akteure dazu auf, sich im Interesse dieses Ziels „zu vereinen und gemeinsam aktiv darauf hinzuarbeiten“.

„Wir glauben, dass die Gewährung der Autokephalie durch die Konstantinopler Mutterkirche eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Unabhängigkeit der Ukraine, der geistigen und nationalen Einheit unseres Volks und der Entwicklung der Religionsfreiheit in der Ukraine spielt und einen fruchtbaren interkonfessionellen Dialog ermöglichen wird“, heißt es in der Erklärung vom 8. Mai 2018. Weiter schreiben die früheren Präsidenten, dass eine unabhängige Lokalkirche eine „unbesiegbare geistige Festung im Kampf gegen die russischen Aggressionen gegen die Ukraine“ wäre. Daher unterstützen sie die Initiative des aktuellen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, der das Ökumenische Patriarchat im April offiziell um die Gewährung der Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche gebeten hatte.

Während Poroschenko die Mitglieder des Nationalen Rats für Sicherheit und Verteidigung über die Fortschritte in der Angelegenheit informierte, wiederholte er nachdrücklich, bei seiner Petition handle es sich in keiner Weise um eine staatliche Einmischung in kirchliche Angelegenheiten. Ganz anders sieht das Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, der bereits im April betonte, der Erwerb der Autokephalie sei ein Prozess, der nicht von weltlichen Kräften initiiert werden könne, weil Kirche und Staat heute getrennt seien. In der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK), der die kanonische Ukrainische Orthodoxe Kirche–Moskauer Patriarchat (UOK–MP) untersteht, sei man „erstaunt“ über das Vorgehen des Ökumenischen Patriarchats. In einem Interview mit der griechischen Nachrichtenagentur Romfea bemängelte er, die Wünsche der Millionen Ukrainer, die der UOK–MP angehören, würden nicht berücksichtigt. Außerdem überlasse man die Frage der Autokephalie den Autoritäten eines säkularen Staats, Parlamentariern sowie den „Schismatikern“ der nicht kanonischen Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Kiewer Patriarchat und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Zudem interpretierte Ilarion die Unterstützung der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche für das Anliegen als „weiteres Projekt, das auf die Unterstellung der Orthodoxie unter Rom“ ziele.

Das aktuelle Vorgehen in der Frage führe nicht zur Einigung der Orthodoxie, sondern zu einer weiteren „Destabilisierung der ukrainischen Gesellschaft“, so der Metropolit. Die Gewährung der Autokephalie würde unweigerlich zu einem Schisma in der Weltorthodoxie führen, das nur mit dem Schisma von 1054 vergleichbar wäre; die „orthodoxe Einheit wird begraben werden“. (NÖK)