Die öffentliche Haltung zur katholischen Kirche in Polen ändert sich

23. Dezember 2020

ZOiS Spotlight 45/2020
9. Dezember 2020

von Agnieszka Halemba

Am 10. November 2020 trat das Staatssekretariat des Heiligen Stuhls mit einem Bericht an die Öffentlichkeit. In dem Schriftstück wurde offengelegt, was innerhalb der kirchlichen Institutionen über die sexuellen Vergehen des früheren US-amerikanischen Kardinals Thomas Edgar McCarrick bekannt war, und wie die Entscheidungsträger der Kirche mit dem Fall umgingen. Anstatt auf die Aussagen der Opfer und die Beweise, auf die sich die Vorwürfe stützen, konzentrierte sich der Bericht auf die Frage, welches Wissen es in der Kirche von den Vorfällen gab – kurz gesagt: wer seit wann von McCarricks Taten wusste, und wie sie davon erfuhren.

Ein Großteil des Berichts betraf die Amtszeit von Papst Johannes Paul II. Dies sorgte in Polen für Aufsehen, da der ehemalige Papst dort nicht nur als Heiliger verehrt wird, sondern auch am Umsturz des kommunistischen Regimes beteiligt war. Dem polnischen Philosophen Jan Hartman und dem Theologen Stanisław Obirek zufolge hat der Kult um Johannes Paul II. in Polen nahezu pathologische Züge angenommen: Hunderte Denkmäler sind ihm gewidmet, und unzählige Schulen, Straßen, Gebäude und Institutionen wurden nach ihm benannt. Noch vor relativ kurzer Zeit war es so gut wie unmöglich, eine kritische Diskussion über die theologischen Lehren und kirchenpolitischen Entscheidungen des früheren Papstes zu führen.

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