Im April 2018 hatte sich der ukrainische Präsident Petro Poroschenko wiederholt mit der Bitte an den Patriarchen von Konstantinopel gewandt, einer geeinten ukrainischen orthodoxen Kirche die Autokephalie zu gewähren, die für die Einheit und den gesellschaftlichen Frieden in der Ukraine notwendig sei. Die Bischöfe der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die mit dem „Status weiter Autonomie“ zum Patriarchat von Moskau gehört, hatten sich im Mai 2018 dafür ausgesprochen, die Einigung der orthodoxen Kirchen in der Ukraine voranzutreiben. Sie warnten allerdings gleichzeitig vor der Autokephalie, die nur zu weiteren Spaltungen führen würde.
In der Diskussion um die ukrainische Autokephalie liegen die Rede von Frieden und Einheit einerseits und von Krieg und unabwendbaren Brüchen andererseits nah beieinander. Es geht in dieser Frage um Macht, um politische Einflussnahme auf die Kirchen und um ein Tauziehen zwischen Moskau und Konstantinopel, kaum mehr aber um das Wesentliche des ursprünglichen Autokephalie-Prozesses: Die Sehnsucht ukrainischer Gläubiger nach einer einigen und unabhängigen Kirche in Einheit mit der Weltorthodoxie.
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