Georgien: Patriarchat kritisiert Äußerungen Putins zu Abchasien und Südossetien

18. Juli 2019

Das georgische Patriarchat hat die Äußerungen des russischen Präsidenten Vladimir Putin in Bezug auf Abchasien und Südossetien als „Verzerrung historischer Fakten“ bezeichnet. Dessen „Interpretation“ der jüngeren Geschichte der beiden von Georgien abtrünnigen Regionen habe im georgischen Volk eine „sehr negative Reaktion“ hervorgerufen. Eine solche Geschichtsverdrehung bewirke eine „Verschärfung bestehender Konflikte“, heißt es in einem Kommuniqué der Georgischen Orthodoxen Kirche.

Das Statement des russischen Präsidenten sei eine „Herausforderung für die georgische Regierung, georgische Wissenschaft und jeden von uns“, findet das georgische Patriarchat. Es solle eine Auswahl aus der bestehenden wissenschaftlichen Forschung zur Geschichte des Landes getroffen werden und in Englisch, Russisch und andere Fremdsprachen übersetzt werden. Das Patriarchat sei bereit, „alle Seiten bei der Organisation von Konferenzen und Treffen zur Diskussion der historischen Tatsachen“ zu unterstützen.

Putin hatte Anfang Juli behauptet, Abchasien und Südossetien hätten sich im frühen 18. Jahrhundert als unabhängige Staaten dem Russischen Reich angeschlossen. Erst im Zuge von dessen Zerfall seien die beiden Gebiete Teil Georgiens geworden, dabei seien die georgischen Streitkräfte äußerst brutal vorgegangen. Die heutigen georgischen Machthaber täten gut daran, dies zu wissen und nicht zu vergessen, wenn sie die Beziehungen zu den Völkern Abchasiens und Südossetiens verbessern wollten, mahnte Putin. Der Ministerpräsident und der Außenminister Georgiens antworteten darauf, es sei nicht das erste Mal, dass Russland die Geschichte fälsche.

Nach dem Krieg zwischen Russland und Georgien 2008 hatte Russland die beiden abtrünnigen Gebiete als unabhängige Staaten anerkannt. Diesem Beispiel sind bisher lediglich Venezuela, Nicaragua, Nauru und Syrien gefolgt. Völkerrechtlich gehören die beiden Regionen noch immer zu Georgien, faktisch unterstehen sie jedoch nicht dessen Zentralmacht und verfügen über eigene parastaatliche Strukturen. (NÖK)