Ukraine: Geistliche der UOK unterstützen Okkupation der Krim

19. März 2020

Vertreter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) auf der Krim haben an Feiern anlässlich des Jahrestags der Okkupation der Krim durch Russland 2014 teilgenommen. Geistliche der dem Moskauer Patriarchat unterstehenden Kirche besuchten Feiern des russischen Tags des Vaterlandsverteidigers und des Tags des Volkswillens (der Beginn des „Russischen Frühlings“ in Sevastopol).

Erzpriester Georgij Poljakov, der Vorsteher der Kirche des Hl. Nikolaj, leitete am 27. Februar bei einer Abteilung der russischen Schwarzmeerflotte in Sevastopol eine Andacht. Anlass war das planmäßige Verschieben zweier Schiffe ins Mittelmeer. Dabei überreichte Erzpriester Georgij den Soldaten und Kommandanten Geschenke, segnete sie mit Weihwasser und versprach, für sie zu beten. Am selben Tag beteten russische Armeeangehörige mit einem Erzpriester der UOK in der Hauptkirche der Schwarzmeerflotte in Sevastopol. Am 25. Februar leitete ein anderer UOK-Vertreter einen Gedenkgottesdienst zu Ehren eines Mitglieds der Spezialeinheit Berkut, das 2014 bei Auseinandersetzungen mit Aktivisten des Euromajdan in Kiew umgekommen war.

Völkerrechtlich gehört die Krim nach wie vor zur Ukraine, was die UNO in mehreren Resolutionen – 2014, 2016 und 2019 – festhält. Die Vertreter der UOK hingegen arbeiten mit den russischen Behörden der Krim zusammen. Im Dezember 2019 wurde Archimandrit Kallinik (Tschernyschev) von der Krim von Metropolit Onufrij (Berezovskij), dem Oberhaupt der UOK, zum Bischof geweiht, obwohl er die Annexion offen unterstützt hatte.

Am 16. März publizierte das Online-Medium Meduza einen ausführlichen Bericht, wie Geistliche der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) die Annexion der Krim 2014 unterstützt hatten. So haben offenbar Priester der ROK mit ukrainischen Armeeangehörigen verhandelt und sie zum Aufgeben zu überreden versucht. Auf der Krim wurden 2014 die Stützpunkte der ukrainischen Armee von Soldaten ohne Abzeichen und Kosaken blockiert und die eingeschlossenen ukrainischen Truppen zum Aufgeben aufgefordert. Dabei sollen Geistliche eine zentrale Rolle gespielt haben, die „Tore der Einheiten öffneten sich dank der Geistlichen“, berichtete ein Informant. Ziel sei die friedliche Entwaffnung der Einheiten gewesen, doch die Belagerer führten Geschütze mit sich und verhandelten aus einer starken Position heraus, während die ukrainischen Truppen teils ohne Anweisungen aus dem Verteidigungsministerium ausharrten.

Die Vertreter der ROK, die meisten offenbar aus St. Petersburg und der Umgebung von Moskau, reisten nicht in offiziellem kirchlichem Auftrag, aber im Rahmen des Sondereinsatzes des russischen Verteidigungsministeriums auf die Krim. Ebenso wie russische Soldaten fuhren die Geistlichen in ihrer Freizeit auf die Halbinsel. Offenbar war die Motivation unter russischen Kirchenvertretern groß, da die Aussicht auf „hoch geschätzte“ Auszeichnungen bestand. Nach Ansicht von Erzbischof Kliment (Kuschtsch), damals höchster Vertreter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche-Kiewer Patriarchat und heute der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) auf der Krim, hat die ROK unmittelbar am Spezialeinsatz auf der Krim teilgenommen. Doch die Rolle der ROK dürfe auch nicht überschätzt werden, sind sich die Informanten einig, die Operation wurde klar vom Verteidigungsministerium kontrolliert.

Unterstützt wurde die Operation nicht nur von Vertretern der ROK, sondern auch von lokalen Geistlichen der UOK. Sie waren offenbar ebenfalls an Verhandlungen mit ukrainischen Armeeeinheiten beteiligt. Zudem haben anscheinend mehrere Kirchen der UOK auf der Krim aus Russland kommende Kosaken und russische Geistliche beherbergt. Außerdem seien auch Material und Waffen in Kirchen gelagert worden.

Auf der Krim kommt die OKU immer wieder unter Druck der Behörden. So gibt es eine Auseinandersetzung um die Volodymyr-und-Olga-Kathedrale in Simferopol, eine Kapelle in Jevpatorija soll abgerissen werden, und Erzbischof Kliment gerät immer wieder mit den Behörden in Konflikt. Anfang März hat daher das Ministerkabinett der Ukraine eine Resolution verabschiedet, um das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit der Gläubigen der OKU auf der Krim zu schützen. Damit soll die Kathedrale von Simferopol vorübergehend von der Gemeinde in staatlichen Besitz übergehen. Außerdem sollen internationale Organisationen und Partnerstaaten aufgerufen werden, die Kathedrale und ihre Gläubigen vor den Besetzern der Halbinsel zu schützen. Wenn die Resolution vom Ministerpräsidenten unterzeichnet wird, kommt sie zur Verabschiedung in die Rada.

Auch in den USA soll ein Gesetz die Religionsfreiheit in der Ukraine schützen, das Außenministerium hat dem Kongress einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt. Es soll den US-Präsidenten verpflichten, besonders schlimme Verstöße gegen die Religionsfreiheit auf der Krim und im Donbass in seiner Position gegenüber Russland zu berücksichtigen. Der Text erlaube es der US-Regierung, konkrete Schritte zum Schutz der Religionsfreiheit in der Ukraine vorzunehmen, versichern die Initianten. (NÖK)