Frankreich: Dokument zur Versöhnung zwischen orthodoxen Gemeinden unterzeichnet

11. Dezember 2020

Am 4. Dezember haben Metropolit Emmanuel (Adamakis) und Metropolit Jean (Rennetau) in Paris ein Dokument zur Versöhnung und Regulierung der Beziehungen zwischen ihren Gemeinden unterzeichnet. Metropolit Jean leitet das Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa, das sich 2019 dem Moskauer Patriarchat unterstellt hat, nachdem das Ökumenische Patriarchat das unter seiner Oberhoheit stehende Exarchat aufgelöst hatte. Metropolit Emmanuel steht den Gemeinden vor, die beim Ökumenischen Patriarchat geblieben sind.

Die Spaltung habe eine „formelle Vereinbarung“ nötig gemacht, die ein gutes Verhältnis zwischen den Gemeinden garantieren würde, heißt es in dem Kommuniqué. In diesem Geist hätten die Vertreter der beiden Parteien ein „starkes und exemplarisches Signal“ erarbeitet, wie das Leben in der Kirche sein solle. Damit solle eine Zukunft „in Frieden und Eintracht“ ermöglicht werden. Das Abkommen betrifft drei Bereiche: Durch „gegenseitige Anerkennung und gewissenhaften Respekt für die Entscheidungen“ der Gemeinden, im Erzbistum der russischen Gemeinden zu bleiben oder sich dem Ökumenischen Patriarchat anzuschließen, sollen die Beziehungen zwischen den beiden Parteien befriedet werden. Dabei behalten die Gemeinden ihre materiellen Güter. Zweitens soll die „brüderliche und kirchliche Koexistenz“ zwischen den Gemeinden der beiden Parteien „organisiert und garantiert“ werden. Drittens soll der „Zugang aller zum reichen gemeinsamen spirituellen und kulturellen Erbe“ gewährleistet werden. Dabei soll dieses bewahrt und digitalisiert werden.
Abschließend erklären die Parteien, sie seien überzeugt, die „Prüfung“ durch die Coronavirus-Pandemie „kann und muss zur kirchlichen Befriedung beitragen, die sich alle wünschen“. Sie rufen alle dazu auf, sich auf „das Essenzielle“ – Nächstenliebe und das Beispiel der Vergebung – zu konzentrieren.
Im November 2018 hatte das Ökumenische Patriarchat überraschend den Status des Erzbistums der Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa als eigenständiges Exarchat innerhalb des Patriarchats aufgehoben. Die von Konstantinopel angeordnete Eingliederung seiner Gemeinden in seine örtlichen Metropolien hatten die Leitungsgremien des Erzbistums abgelehnt. Nach Prüfung mehrerer Optionen entschied der Leiter des Erzbistums, der damalige Erzbischof Jean, sich dem Moskauer Patriarchat zu unterstellen, weil dieses bereit war, das Erzbistum mit seinen organisatorischen und liturgischen Besonderheiten als Ganzes aufzunehmen; die Mehrheit der Gemeinden folgte ihm.
2019 gründete Metropolit Emmanuel von Frankreich in seiner Eparchie ein Vikariat für die Gemeinden, die beim Ökumenischen Patriarchat geblieben sind. Bei einer Generalversammlung im Januar 2020 sprach sich das Vikariat für Verhandlungen mit dem Erzbistum aus und beauftragte seinen Vorstand, Gespräche aufzunehmen. (NÖK)

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