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Georgien: Patriarch lehnt russische Geistliche in abtrünnigen Regionen ab

21. November 2019

Der georgische Katholikos-Patriarch Ilia II. hat in einem Brief die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) kritisiert, weil sie beabsichtigt, Geistliche nach Abchasien und Südossetien zu schicken. In seinem Schreiben an den russischen Patriarchen Kirill verwies Ilia darauf, es sei gemäß der Kanones „unzulässig“, dass ohne seine Zustimmung „eine geistliche Person welcher orthodoxen Kirche auch immer“ nach Georgien geschickt werde, um dort Dienst zu tun, sei es im militärischen oder im zivilen Bereich. Damit reagierte Ilia auf die Entscheidung der ROK, Absolventen ihrer geistlichen Hochschulen zu russischen Militäreinheiten unter anderem in Abchasien und Südossetien zu schicken.

Mit diesem Vorgehen würden „Spannungen erzeugt“ und die „Situation verschärft“, schreibt Ilia in seinem Brief. Die ROK habe die „Jurisdiktion der georgischen Kirche“ sowohl in Abchasien als auch in Südossetien „immer anerkannt und anerkennt sie noch immer“, deshalb sei ein solcher Schritt „unverständlich“. Der georgische Patriarch hofft, dass sich Kirill entsprechend seinen Möglichkeiten für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Russland und Georgien und der „Völker und Kirchen der beiden Länder“ einsetzt.

Die beiden Regionen, die sich von Georgien abgespalten haben, verunmöglichen es der Georgischen Orthodoxen Kirche dort weitgehend seelsorglich tätig zu sein. Russland gehört zu den wenigen Staaten, die die Unabhängigkeit der beiden abtrünnigen Gebiete anerkennen, und unterhält dort Militärbasen. Aktuell sorgt in Georgien die Verhaftung des georgischen Arztes Vascha Gaprindaschwili am 9. November in Südossetien für Aufregung. Ihm wird von den südossetischen Behörden „illegale Grenzübertretung“ vorgeworfen. Das georgische Patriarchat forderte seine Freilassung und schloss sich verschiedenen Unterstützungsbekundungen und Aufrufen an die internationale Gemeinschaft an, sich für die Freilassung des Arztes einzusetzen.

Patriarch Ilia hatte zuletzt im Oktober die schwierige Lage Georgiens in Bezug auf seine territoriale Integrität beklagt und gefordert, dass die russischen Militärstützpunkte aufgehoben würden. Im Juli hatte das Patriarchat Äußerungen des russischen Präsidenten Vladimir Putin zur Geschichte der beiden abtrünnigen Provinzen scharf kritisiert. Es warf ihm vor, mit seiner „Geschichtsverdrehung“ bestehende Konflikte zu verschärfen. (NÖK)