Russland: Patriarch sieht Russland als „Insel der Freiheit“

03. November 2022

Der russische Patriarch Kirill wirft dem Westen vor, die menschliche Zivilisation zu gefährden. An der Eröffnung der Plenarsitzung des Allrussischen Volkskonzils am 25. Oktober kritisierte er scharf die „Ideologien“ des „Säkularismus“ und „Globalismus“ des Westens, mit denen die Religion aus der Gesellschaft verdrängt und in ein „Ghetto“ abgeschoben werde. Zudem warf dem Säkularismus vor, das „einheitliche Wertefundament des menschlichen Seins“ zerstört zu haben. Die Zukunft der Menschheit hänge nun davon ab, ob sie sich für „traditionelle Werte und die spirituelle Erfahrung zahlreicher Generationen“ oder für den „säkularen Universalismus der Neuen Zeit“ entscheide.

Im Versuch, sich den Globalisierungs- und Säkularisierungsprozessen anzupassen und sich so selbst zu erhalten und „einen Vorteil zu gewinnen“, seien religiöse Organisationen in Gefahr, ihre Identität zu verlieren. Das sei an „einigen Konfessionen, die einst für den Westen traditionell waren“, sichtbar. Im Gegensatz dazu sei Russland ein Beispiel für einen „zeitgenössischen Staat mit entwickelter Wissenschaft, Technik und Bildung, der von einem Präsidenten geleitet wird, der offen seinen Glauben bezeugt“. Angesichts dessen würden sich im Westen viele fragen, warum das bei ihnen nicht so sei.

Dem „Globalismus“ warf Kirill vor, sich grundsätzlich gegen die Familie zu richten, da diese Traditionen weitergebe, sowie gegen nationale und historische Gemeinwesen. Als Instrument nutze der Globalismus den Kampf aller möglichen Minderheiten, die traditionelle Werte ablehnten, gegen die Mehrheit. In vielem hänge die „Zukunft unseres Landes, Volks und auf globaler Ebene die Zukunft der menschlichen Zivilisation“ davon ab, wie entschlossen „wir an der Wahrheit festhalten“ und wie „treu wir den Geboten unserer Väter bleiben“, erklärte Patriarch Kirill. Der Widerstand gegen „all diese zerstörerischen Tendenzen“ bestehe im Glauben, der Treue zu den Traditionen, der Vaterlandsliebe sowie der Sorge um dessen spirituelles und materielles Wohlergehen. Und „solange unser Vaterland diese Insel der Freiheit ist, ist sie auch für die übrige Welt ein Zeichen der Hoffnung auf die Möglichkeit, den Lauf der Geschichte zu ändern und das globale apokalyptische Ende abzuwenden oder zumindest hinauszuzögern“, sagte Kirill abschließend.

Das Allrussische Volkskonzil wurde 1993 von der Russischen Orthodoxen Kirche ins Leben gerufen, um alle Russen ungeachtet ihres Aufenthaltsstaates und ihrer politischen Anschauungen zu vereinen. An ihm nehmen Vertreter aus Politik, Militär, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur sowie Geistliche verschiedener Religionsgemeinschaften teil. (NÖK)