Ukraine: Bartholomaios lehnt Gipfel in Amman weiterhin ab

20. Februar 2020
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat gegenüber einer Delegation des Patriarchats von Jerusalem erneut seine Ablehnung eines Treffens der orthodoxen Oberhäupter in Amman bekundet. Die Delegation hatte versucht, Bartholomaios von der Wichtigkeit eines Treffens zu überzeugen, das Theophilos III. von Jerusalem angeregt hat. Dieser hat die Leiter der Lokalkirchen eingeladen, vom 25. bis 27. Februar in Jordanien die Ukraine-Frage zu diskutieren.

Die Delegation versuchte Bartholomaios zu überzeugen, dass es sich um ein „brüderliches Treffen“ zum Dialog handle, nicht um eine formale Synaxis. Denn der Ökumenische Patriarch hatte mehrfach erklärt, dass nur ihm das Recht zustehe, eine Synaxis der orthodoxen Oberhäupter einzuberufen. Aus diesem Grund sehen auch mehrere andere Kirchenleiter von einer Teilnahme ab. Als erste hatten  die orthodoxen Kirchen von Russland sowie von Tschechien und der Slowakei ihre Teilnahme am Treffen bestätigt. Zudem will der serbische Patriarch Irinej nach Amman reisen, wie er gegenüber einer Delegation der mit Moskau verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche erklärte. Ebenfalls teilnehmen will die Polnische Orthodoxe Kirche. Allerdings wird ihr Oberhaupt, Metropolit Sava, aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht anwesend sein, sondern Vertreter entsenden.
Der Hl. Synod der Rumänischen Orthodoxen Kirche entschied ebenfalls, Vertreter an den Gipfel zu schicken. Allerdings wird Patriarch Daniel nicht selbst anwesend sein, damit das Treffen nicht als Synaxis der Oberhäupter interpretiert wird. Grund für die Teilnahme sei die „Verantwortung aller autokephalen Kirchen, zum Erhalt, zur Verteidigung und Förderung der orthodoxen dogamatischen, kanonischen und eucharistischen Einheit zusammenzuarbeiten“. Der rumänische Hl. Synod wies außerdem darauf hin, dass die Patriarchate von Moskau und Konstantinopel den Dialog sobald wie möglich wieder aufnehmen müssten, um eine Lösung für die Frage der Autokephalie der ukrainischen Kirche zu finden. Zudem betonte der Hl. Synod, er unterstütze grundsätzlich die Autokephalie für die ukrainische Orthodoxie, aber nur für die gesamte Kirche, nicht lediglich für eine orthodoxe Gruppe. Außerdem müsse die Autokephalie das Resultat einer Einigung zwischen Moskau und Konstantinopel sein, begleitet von einem panorthodoxen Konsens.
Außer Konstantinopel haben die Kirchen von Griechenland, Alexandria, Zypern, Albanien und Georgien ihre Teilnahme abgesagt. Erzbischof Anastasios, der Leiter der Albanischen Orthodoxen Kirche, begründete seine Absage in einem Brief mit der Befürchtung, das Treffen werde die „Situation eher komplizieren, als zu nützen“. Er sei zwar ein Befürworter eines panorthodoxen Treffens, aber die Initiative dazu müsse vom Ökumenischen Patriarchen kommen. Patriarch-Katholikos Ilia II. von Georgien hingegen will nicht teilnehmen, weil ein Treffen nur dann sinnvoll sei, wenn alle orthodoxen Oberhäupter beteiligt sind. Doch er anerkannte die Motivation des Patriarchen von Jerusalem, der orthodoxen Einheit dienen zu wollen, und unterstützt ebenfalls die Idee eines Treffens und gemeinsamer Diskussionen. (NÖK)

Is There a "Frozen Conflict" in Orthodoxy?
Blog elsner frozen conflictZur Bezeichnung des innerorthodoxen Konflikts um die Ukraine ist in letzter Zeit der Begriff des "eingefrorenen Konflikts" aufgetaucht. Regina Elsner untersucht, inwiefern der Begriff zutrifft und was zur Lösung eines solchen Konflikts nötig wäre.

Toward a New Ecclesiological Paradigm? Consequences of the Ukrainian Autocephaly
Bremer toward a new ecclesiological paradigmThomas Bremer weist darauf hin, dass in der Ukraine mit der Gründung der OKU eine ähnliche Situation wie in der orthodoxen Diaspora entstanden ist, bei der mehrere Bischöfe für das gleiche Territorium zuständig sind, und plädiert für eine Auseinandersetzung mit dieser Entwicklung.

Cyril Hovorun zum ersten Jahr der Orthodoxen Kirche der Ukraine
Kommentar sigov vereinigungskonzilEin Jahr nach der Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine schildert Cyril Hovorun, wie sich die neue Kirche seither entwickelt hat und wie sich ihre Beziehungen zu Kirchen in der Ukraine sowie der Weltorthodoxie gestalten.

Georgios Vlantis zur Anerkennung der Orthodoxen Kirche der Ukraine durch Athen
Hintergrund vlantis interviewNach einer längeren innerkirchlichen Debatte hat die Orthodoxe Kirche von Griechenland die neue Orthodoxe Kirche der Ukraine anerkannt. Georgios Vlantis geht auf die Debatte ein und erläutert die Motive von Erzbischof Hieronymos von Athen.

Ukrainian Autocephaly and Responsibility toward the Faithful
Blog gutachten gok kommission ukraineDas Komitee für inter-orthodoxe und inter-christliche Beziehungen der Hl. Synode der Griechischen Orthodoxen Kirche hat sich in den letzten Monaten mit der Ukraine-Frage beschäftigt und an der Bischofsversammlung vom 12. Oktober seine Ergebnisse präsentiert; hier ein Auszug.

Proposal for dealing with the Ukrainian issue
Hintergrund hierotheos von nafpaktos proposal on ukraineMetropolit Hierotheos (Vlachos) von Navpaktos schlägt ein mögliches Vorgehen in der Ukraine-Frage vor, nachdem er sich bereits 2008 und 2014 und in den letzten beiden Jahren mehrfach zum Thema geäußert hat.

Filaret’s Final Act and the Future of the Orthodox Church of Ukraine
Blog denysenko ukraine filaretDer ehemalige Kiewer Patriarch und Ehrenpatriarch der OKU, Filaret (Denisenko), versucht seine Position in der OKU auszubauen. Nicholas Denysenko erläutert die aktuelle Lage und schildert mögliche Entwicklungen.

Tornike Metreveli zu Wahlen und Religion in der Ukraine
Interview metreveli ukraine wahlen religion

Tornike Metreveli spricht über die Rolle der Religion im ukrainischen Präsidentschaftswahlkampf und darüber, was sich mit der Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine für die Gläubigen und Priester an der Basis verändert hat.


Kirche in Kiew: Lokales Handeln und globaler Glauben
Kommentar sigov vereinigungskonzilÜber die Autokephalie der Orthodoxen Kirche der Ukraine werden hitzige Debatten geführt. Konstantin Sigov ruft in Erinnerung, dass aus theologischer Sicht alle orthodoxen Kirchen den einen Leib Christi bilden. Diese Einheit ist tiefer als alle ethnischen, politischen oder linguistischen Unterschiede.

Orthodoxie in der Ukraine: Panorama und Entwicklungstendenzen
Kommentar bohdan ohulchanskyi orthodoxie ukraineAnlässlich des Vereinigungskonzils vom 15. Dezember, an dem das Oberhaupt der neuen autokephalen Orthodoxen Kirche der Ukraine gewählt wurde, blickt Bohdan Ohultschanskyj auf die Spaltungen und Bemühungen um Autokephalie in der Ukraine seit den 1990er Jahren zurück.

After the Council: Challenges Facing the Orthodox Church of Ukraine
Sophienkathedrale ukraine kiewAm 15. Dezember hat ein Vereinigungskonzil in der Ukraine das Oberhaupt der neuen autokephalen Orthodoxen Kirche der Ukraine gewählt. Nicholas Denysenko identifiziert drei zentrale Herausforderungen, vor denen die neue Kirche nun steht.


Die Autokephaliefrage der Ukrainischen Orthodoxen Kirche: Plädoyer für einen sozialethischen Ansatz
Kommentar sozialethik in ukraine frageIn der Debatte um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche wird oft kanonisch oder historisch argumentiert, dabei bleibe die konkrete Situation der Betroffenen auf der Strecke, erklärt Cezar Marksteiner-Ungureanu; deshalb plädiert er für einen sozialethischen Ansatz.

Assaad Elias Kattan über die Folgen des Bruchs zwischen Moskau und Konstantinopel
Interview kattanDer Bruch zwischen Moskau und Konstantinopel wird zahlreiche Auswirkungen haben, beispielsweise auf die Zusammenarbeit in orthodoxen Institutionen in der Diaspora, erklärt Assaad Elias Kattan. Zugleich bezweifelt er, dass andere orthodoxe Kirchen Moskau folgen werden.

The Case for Constantinople
Essay chryssavgis ukraine frage orthodoxy in dialogueJohn Chryssavgis, griechisch-orthodoxer Priester in Amerika und theologischer Berater des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in Umweltfragen, nimmt zu den Spannungen zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel in der Ukraine-Frage Stellung.

Kann die Geschichte den Konflikt um die ukrainische Autokephalie lösen?
Artikel bremer  senyk ukraineIn den Debatten um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche wird immer wieder historisch argumentiert. Thomas Bremer und Sophia Senyk untersuchen diese Argumentation und ihr Potential, zur Konfliktlösung beizutragen.

Sergii Bortnyk zur Situation der ukrainischen Orthodoxie
Interview sergij bortnykDie Entsendung zweier Exarchen in die Ukraine durch das Ökumenische Patriarchat hat die Spannungen um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche zusätzlich befeuert. Zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine nimmt Sergii Bortnyk Stellung.

Unabhängige Kirche in der Ukraine: Friendensgarant oder Kriegstreiber?
Sophienkathedrale 200Der Streit um eine autokephale Kirche in der Ukraine eskaliert zusehends. Regina Elsner analysiert im ZOiS Spotlight anhand der vier friedensethischen Leitkategorien – Recht, Gerechtigkeit, Gewalt und Herrschaft – Risiken und Chancen der Entwicklung.

Die russische Kirche verliert die Ukraine
Kommentar sergej chapnin kirill und bartholomaiosSergej Chapnin interpretiert das Treffen der Patriarchen von Moskau und Konstantinopel vom 31. August 2018, bei dem es um die Frage der Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche ging, und vermutetet einen unerfreulichen Ausgang für die Russische Orthodoxe Kirche.

Liliya Berezhnaya zur Frage der Autokephalie in der Ukraine
Interview liliya berezhnayaDie jüngsten Bemühungen um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche haben zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Liliya Berezhnaya erläutert die Rollen und Absichten der Beteiligten und setzt die Autonomiebestrebungen in einen historischen Kontext.

The Promise of Autocephaly in Ukraine: What’s at Stake?
Blog denysenko ukrainische autokephalieIm April 2018 hat Präsident Petro Poroschenko, unterstützt vom Parlament, den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios offiziell um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche gebeten. Nicholas Denysenko analysiert, was für die verschiedenen Akteure auf dem Spiel steht.