Ukraine: Interreligiöses Gebet an Gedenkfeier in Babyn Jar

07. Oktober 2021

Zum Gedenken an die Opfer der Massenerschießungen in Babyn Jar durch die Nazis fand am 29. September beim Denkmal für die Einwohner Kiews ein interreligiöses Gebet unter der Leitung von Metropolit Epifanij (Dumenko) von der Orthodoxen Kirche der Ukraine, Großerzbischof Svjatoslav (Schevtschuk) von der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, dem Hauptrabbiner der Ukraine und Kiews, Mosche Reuven Asman, und dem Hauptrabbiner von Kiew und der Ukraine der Gemeinden des progressiven Judentums, Alexander Duchovnyj statt. Bischof Spiridon (Romanov) von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) verlas im Namen von Metropolit Onufrij (Berezovskij), dem Leiter der UOK, eine Rede.

Rabbi Asman betete an der Feier für die Opfer und für die Gerechten, die Juden gerettet hatten. Er erklärte, es müsse alles getan werden, damit „sich diese Tragödie niemals wiederholt“. In den Schulen müssten die Kinder darüber aufgeklärt werden, das sei eine „heilige Pflicht“. Rabbi Duchovnyj wollte nicht nur der Opfer gedenken, sondern auch „das Leben ehren, damit unser Land ein Land der Freude und Einheit ist“. Das beste Monument für die in Babyn Jar Getöteten sei eine „freie, einige, barmherzige und gerechte Ukraine“, sagte er. Großerzbischof Svjatoslav mahnte ebenfalls, dass sich die Ereignisse niemals wiederholen dürften, und drückte dem jüdischen Volk und den jüdischen Gemeinden der Ukraine im Namen der UGKK und des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen, dessen Vorsitzender er ist, seine Solidarität aus.

An den Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Massentötungen in Babyn Jar nahm auch der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyj teil. Er eröffnete die Feierlichkeiten mit einer Schweigeminute und legte Blumen an mehreren Denkmälern nieder. Auch er betonte, künftige Generation müssten über die Nazi-Verbrechen genau Bescheid wissen, damit sich diese „schrecklichen Tragödien“ nicht wiederholten. Dazu erklärte er, in allen ukrainischen Schulen finde an diesem Tag eine Lektion zum Jahrestag der Ereignisse in Babyn Jar statt.

Nachdem die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Kiew erobert hatten, benutzte die Einsatzgruppe C unter Mithilfe von Wehrmachtssoldaten und ukrainischen Milizen Babyn Jar als Hinrichtungsstätte. In der Schlucht im Nordwesten der Stadt erschossen sie am 29. und 30. September 1941 fast 34‘000 Juden. Bis zum Ende der Besatzung wurden insgesamt rund 100‘000 Personen in Babyn Jar ermordet oder verscharrt, darunter Roma, Patienten der psychiatrischen Klinik, Kriegsgefangene aus der Roten Armee, ukrainische Nationalisten und sowjetische Partisanen. Die Hinrichtung der Juden zu Beginn der Besatzung gilt als eine der größten Massentötungen von Zivilisten durch die Nazis während des Zweiten Weltkriegs. (NÖK)