Vatikan: Emotionaler Papstbrief an die ukrainische Bevölkerung

02. Dezember 2022

In einem emotionalen Brief hat sich Papst Franziskus an die Bevölkerung in der Ukraine gewandt. Neun Monate nach Beginn der russischen Invasion versicherte das Kirchenoberhaupt den Ukrainern darin seine Nähe. "Euer Schmerz ist mein Schmerz", betonte der Papst in dem auf den 24. November datierten Brief. Er wolle seine Tränen mit ihren verbinden, ihnen sagen, "dass es keinen Tag gibt, an dem ich euch nicht nahe bin und euch nicht in meinem Herzen und in meinem Gebet trage".

In dem auch auf Ukrainisch verfassten Brief beschreibt Franziskus die Situation in der Ukraine in klaren, bildhaften Worten. Er spricht von dem "absurden Wahnsinn des Krieges", von "Terror" und "Aggression". "In eurem Himmel hallen das unheimliche Dröhnen von Explosionen und der bedrohliche Klang von Sirenen unaufhörlich wider. Eure Städte werden von Bomben getroffen, Raketenschauer verursachen Tod, Zerstörung und Schmerz, Hunger, Durst und Kälte." Spuren von Folter an Leichen und den "Massengräbern, die in verschiedenen Städten entdeckt wurden" ließen nach dem "Warum" schreien. Franziskus erinnerte an die vielen verschiedenen Menschen, die vom Krieg betroffen sind. Etwa die Kinder, "die getötet, verletzt oder zu Waisen gemacht" wurden und den damit verbundenen "unermesslichen Schmerz" der Mütter.

Weiter sprach Franziskus seine "Zuneigung und Bewunderung" etwa den jungen Menschen aus, die ihr Vaterland mutig verteidigten, ebenso Frauen, die ihre Männer verloren oder jenen, die Gewalt erlitten haben. Er denke an die älteren Menschen, genauso wie an die Freiwilligen und Seelsorger, die sich "jeden Tag für die Menschen einsetzen" sowie an die vielen Geflüchteten. Das ukrainische Volk habe sich "trotz der unermesslichen Tragödie" nie entmutigen lassen oder sei in Mitleid versunken, lobte der Papst die Menschen. "Die Welt hat ein mutiges und starkes Volk erkannt, ein Volk, das leidet und betet, weint und kämpft, Widerstand leistet und hofft: ein edles und gemartertes Volk", erklärte er weiter.

"Ich bleibe euch nahe, mit meinem Herzen und meinem Gebet, mit meiner humanitären Sorge, damit ihr euch begleitet fühlt, damit ihr euch nicht an den Krieg gewöhnt, damit ihr heute und vor allem morgen nicht allein gelassen werdet, wenn die Versuchung kommen könnte, euer Leiden zu vergessen", so der Papst. In dem Brief erinnerte er auch an die Hungerkatastrophe "Holodomor" ("Hungermord") vor 90 Jahren. Damals fielen in der Ukraine bis zu acht Millionen Menschen einer von den Sowjets absichtlich herbeigeführten Hungerkatastrophe zum Opfer. Franziskus bezeichnete dies in dem Brief erneut als "schrecklichen Völkermord". (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)