Russland: Patriarch Kirill ruft zu Frieden in Kasachstan auf

13. Januar 2022

Der russische Patriarch Kirill hat sich in seiner Rede nach der Weihnachtsliturgie von den gewalttätigen Ausschreitungen in Kasachstan betroffen gezeigt. In dem „äußerst schweren zivilen Konflikt“ werde „tatsächlich Blut vergossen“. Dieses Blutvergießen in der Nachbarschaft, „auf dem Territorium der historischen Rus‘“, könne ihn nicht gleichgültig lassen. Deshalb bete er, dass die Auseinandersetzung aufhöre und Frieden eintrete. Allerdings reiche die Güte Gottes nicht, für den Frieden brauche es „riesige Bemühungen“ der Menschen, insbesondere der am Konflikt Beteiligten.

In Kasachstan hatten Anfang Januar Proteste gegen massive Preiserhöhungen von Flüssiggas begonnen, die sich bald allgemein gegen Korruption und Misswirtschaft im an Bodenschätzen reichen Land wandten. Dabei kam es im autoritär regierten Staat auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit mindestens 164 Toten und hunderten Verletzten, wobei unklar ist, wie viele davon Zivilisten sind. Fast 10‘000 Personen wurden festgenommen. Der kasachische Präsident Kasym-Schomart Tokajev bezeichnete die Protestierenden als „Terroristen“ und „Banditen“, die vom Ausland unterstützt würden. Er befahl den Sicherheitskräfte, ohne Vorwarnung auf Demonstranten zu schießen. Zudem rief er Truppen des Militärbündnisses Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) zu Hilfe, diese sollen aber schon bald wieder abziehen. Außerdem verkündete Tokajev den Rücktritt der Regierung und setzte den früheren Langzeitpräsidenten Nursultan Nasarbajev als Vorsitzenden des Sicherheitsrats ab.

Am 5. Januar hatte bereits Metropolit Alexander (Mogilev) von Astana und Kasachstan, der der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) im Land vorsteht, in einer Videobotschaft zur schnellstmöglichen Beendigung des Konflikts aufgerufen. Zivile Auseinandersetzungen brächten immer die „Gefahr einer Zerstörung der politischen Ordnung und eines völligen Zusammenbruchs der Wirtschaft“ mit sich. Dann drohe die Gefahr eines „Verlusts der echten Souveränität des Volks, die sich in der Möglichkeit und Fähigkeit äußert, das eigene Leben auf der Grundlage traditioneller moralischer, spiritueller und kultureller Werte einzurichten“. Er wende sich nach dem Präsidenten an „euch alle: Zeigt Weisheit und Vernunft, lasst euch von keinen Provokationen von innen und außen verleiten“, Konflikte anzufachen sei eine schwere Sünde. Der Aufruf des Präsidenten zu einer Rückkehr zu Dialog und Vertrauen sei edel, ihm sollte zum Wohl der Zukunft des unabhängigen Staats gefolgt werden.

Am 10. Januar, an dem Staatstrauer für die während der Ausschreitungen Getöteten herrschte, stellte sich Metropolit Alexander hinter Präsident Tokajev. Die orthodoxe Kirche in Kasachstan unterstütze völlig die „weise, rechtzeitige Entscheidung“ des Staatsoberhaupts, Friedenstruppen der OVKS zu Hilfe zu rufen. Diese habe bereits „gute Resultate“ in Bezug auf die Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung gezeitigt, was die „korrekte und zeitgemäße Position“ des Präsidenten in diesen Fragen zeige. Er pflichtete dem Präsidenten bei, dass es sich bei den Demonstranten um „bewaffnete und vorbereitete Banditen und Terroristen“ aus dem In- und Ausland handelte. Die „gesunden Kräfte“ der Gesellschaft sollten sich nun um das Staatsoberhaupt scharen, um die Krise zu überwinden und die Unversehrtheit des Landes sicherzustellen. Der Metropolit warf „den Extremisten“ vor, die „unbarmherzigsten Mittel“ eingesetzt zu haben, um den Leuten Angst zu machen und sie ihren zerstörerischen Willen ausführen zu lassen. Die Übeltaten erforderten eine entschiedene Verurteilung und umfassende Gegenreaktion sowie eine verstärkte Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft gegen den Terrorismus. Abschließend bezeichnete er das kasachische Volk als große multinationale und multikonfessionelle Familie, in der man sich nun gegenseitig unterstützen müsse.

Papst Franziskus hat sich ebenfalls besorgt über die Unruhen und ihre Opfer in Kasachstan gezeigt. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom am 9. Januar forderte er eine schnellstmögliche Rückkehr zu „sozialer Harmonie“ durch Dialog, Gerechtigkeit und Orientierung am Gemeinwohl. Für diese Worte dankte ihm der katholische Bischof von Karaganda, Adelio Dell’Oro, dies sei wichtig in dieser schwierigen Zeit. Die Lage in Karaganda sei weniger schlimm als in der Metropole Almaty und der Hauptstadt Nursultan. Es habe friedliche Proteste gegeben, die aber sofort aufgelöst worden seien, berichtete der Bischof. Nun hofft er, dass sich die Situation langsam normalisiert. (mit Material von Kathpress) (NÖK)