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Ungarn: Reformationsgedenkjahr in Ungarn im Geist des Ökumenismus

30. August 2017
Auch die ungarischen protestantischen Christen gedenken mit zahlreichen Veranstaltungen des Beginns der Reformation vor 500 Jahren. Wie Ministerial-Kommissar Károly Hafenscher, zuständig für die staatliche Unterstützung der landesweiten Jubiläumsfeier, der ungarischen Internetplattform "Origo" mitteilte, geht es dabei nicht darum, die Gegensätze zu den Katholiken herauszustellen, sondern vielmehr, die gemeinsamen Werte beider Konfessionen hervorzuheben. Zugleich wies Hafenscher auf die "Ungarntage" in Wittenberg vom 24. bis 27. August hin. Dabei wird auch das im ungarischen Besitz befindliche handgeschriebene Original von Luthers Testament der Öffentlichkeit zur Ansicht zur Verfügung gestellt.

Da es sich bei Ungarn um ein überwiegend katholisches Land handele, sei es für die Kommission des Gedenkjahrs wichtig gewesen, dass bei den Vorbereitungen auch Vertreter der katholischen Kirche aktiv teilnehmen und die Protestanten sich mit den Katholiken abstimmen. So sei der katholische Erzbischof von Kalocsa, Balázs Bábel, von Anfang an Mitglied der Kommission. Auch die Katholiken hätten die positiven Werte der Reformation gewürdigt, betonte Hafenscher. Beispielsweise hatte die Benediktinerabtei in Pannonhalma ihre Räume zu Einkehrtagen sowohl für katholische wie auch reformierte und evangelische Geistliche zur Verfügung gestellt. Beim Schulwettbewerb über die Geschichte hätten in katholischen Schulen Themen zur Reformation im Vordergrund gestanden. An manchen Orten hätten bei Feierlichkeiten zum Gedenkjahr auch katholische Pfarrer teilgenommen und sogar gepredigt.

Erinnert werde bei den Veranstaltungen nicht nur allgemein an Martin Luther oder an die Anfänge der Reformation, auch Persönlichkeiten der ungarischen protestantischen Geschichte "kommen zu Wort". Zu ihnen gehörte der calvinistische Bibelwissenschaftler Gáspár Károli, der die Bibel zum ersten Mal in die ungarische Sprache übersetzt hatte. Sowohl elektronische wie auch Printmedien beschäftigten sich intensiv mit der Reformation, so Hafenscher weiter. Zahlreiche "klassische Publikationen" wie auch interaktive Ausstellungen in den Museen landesweit machten die Reformation zu ihrem Thema. Anfang Oktober finde eine Gedenkkonferenz im ungarischen Parlament und anschließend ein gemeinsames evangelisch-reformatorisches Konzil statt.

Laut der jüngsten Volkszählung von 2011 bekennen sich in Ungarn 3.871.922 Menschen (38,96 Prozent der Gesamtbevölkerung) zum Katholizismus, 1.153.454 (11,61 Prozent) gehörten zur Reformierten Kirche Ungarns und 215.093 (2,16 Prozent) zur Evangelischen Kirche Ungarns. (© 2016 KNA. Alle Rechte vorbehalten.)