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Ungarn: Erzabt von Pannonhalma verteidigt Papst gegen kirchliche Kritiker

19. April 2018
Als "engagierter Anhänger von Papst Franziskus" hat sich der neue Abt der Benediktinerabtei Pannonhalma, Erzabt Cirill Hortobágyi, deklariert. Er äußerte sich in einem Interview mit der ungarischen Wochenzeitung HVG und wies vehement Stimmen zurück, die den Papst als "dementen alten Mann" bezeichnen. Er habe auch kein Verständnis für kirchliche Stimmen im Land, die die Aussagen des Papstes zu Flüchtlingen nicht ernst nehmen wollten.

Auf die Frage, ob er genauso handeln würde, wie sein Vorgänger als Erzabt, Asztrik Várszegi, der 2015 hilfsbedürftige Flüchtlinge im Benediktinerkloster Pannonhalma aufnahm, antwortete der neue Abt mit einem eindeutigen "Ja": "Wenn Hilfsbedürftige vor unserem Tor erscheinen, werden wir genauso handeln." Das sei auch in erster Linie einfach ein Akt der gelebten Hilfe und keine politische Botschaft.

Papst Franziskus stehe für die Erneuerung der Kirche, die auch diesen Papst überdauern werde, zeigte sich der Abt überzeugt. Die Kirche müsse missionarisch sein und in die Welt hinaus gehen. Jedes Ghetto-Denken sei abzulehnen, so der Erzabt.

Im Interview ging Hortobágyi auch auf die Frage des Zölibats ein. Er unterstrich, dass es dazu in der Kirche keine eindeutige Meinung gäbe. Er würde sich persönlich aber freuen, wenn das Zölibat keine Pflicht mehr wäre und die Kirche zu ihrer ursprünglichen Praxis zurückkehren würde, und auch verheiratete Priester möglich wären. Auch die Priesterweihe von "viri probati", also "bewährten" verheirateten Männern, könne er sich vorstellen.

Der neue Erzabt wies im HVG-Interview zudem darauf hin, dass er regelmäßig als Gefängnis-Seelsorger tätig ist. Zuerst tat er das, um einem seiner früheren Schüler zu helfen, der eine Haftstrafe verbüßte. Er habe im Gefängnis die Erfahrung gemacht, dass es nicht stimme, dass "alle ehrlichen Menschen draußen und alle Schurken drinnen sind". Es gäbe auch Menschen, "die gestolpert sind und Fehler begangen haben", aber im Grunde keine schlechten Menschen seien. Ein Mal im Monat besuche er ein Gefängnis, um mit den Insassen zu sprechen und die Messe zu feiern.

Cirill Hortobágyi ist der 87. Abt der im Jahr 996 gegründeten Abtei Pannonhalma. Das Ordenskapitel der Freien Benediktiner-Erzabtei hatte den 59-jährigen bisherigen Prior von Pannonhalma am 6. Januar  zum Erzabt gewählt. Papst Franziskus bestätigte Mitte Februar die Wahl. Die Abtbenediktion fand am 22. März statt.

Als Erzabt von Pannonhalma ist Hortobágyi zugleich auch Ordinarius der Gebietsabtei Pannonhalma sowie in seiner neuen Funktion auch Mitglied der Ungarischen Bischofskonferenz. Pannonhalma ist ein zentraler Ort des kirchlichen und geistlichen Lebens in Ungarn. Die seit mehr als 1'000 Jahren bestehende und nach dem Heiligen Martin von Tours (316-397) benannte Abtei, in der heute rund 50 Benediktiner leben und arbeiten, ist neben der Domstadt Esztergom das wichtigste spirituelle Zentrum des Landes. Seit 1996 zählt Pannonhalma auch zum Weltkulturerbe. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)