Tschechien: Kardinal stellt sich in Spionage-Affäre hinter Regierung

06. Mai 2021

In der von einer Spionageaffäre ausgelösten aktuellen diplomatischen Krise zwischen Tschechien und Russland stellt sich der Prager Erzbischof Dominik Kardinal Duka hinter das Vorgehen der Regierung in Prag. In der von der langen Corona-Pandemie ohnehin bereits „frustrierten und erschöpften“ Gesellschaft hätten die Berichte über die Involvierung russischer Agenten in die Zerstörung des Munitionslagers in Vrbětice im Jahr 2014 „alle schockiert“, schrieb Duka in einem Brief an Staatspräsident Miloš Zeman. Alles deute darauf hin, dass „zu einem großen Teil die Wahrheit enthüllt worden“ sei und man nunmehr eine Antwort auf die Frage nach den katastrophalen Explosionen erhalten habe, so der Kardinal.

Duka veröffentlichte das Schreiben an Zeman auf seinem Internet-Blog. Anspielend auf die zuletzt erfolgte Ausweisung russischer Diplomaten aus Tschechien und die diplomatische Gegenreaktion Moskaus merkte der stellv. Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz darin an, wolle man „ein freier und souveräner Staat sein“, müsse man „mit Stolz“ diese Integrität und Souveränität wahren.

Gleichzeitig gelte es, verantwortlich zu handeln und eingegangene internationale Verpflichtungen einzuhalten, erinnerte der Kardinal vor dem Hintergrund der Mitgliedschaften Tschechiens in EU und NATO. Spreche man in einer solchen Situation nicht mit einer Stimme und verfalle stattdessen in interne Streitigkeiten, müsse man „damit rechnen, alleingelassen zu werden“.

Offenbar als Anspielung auf die russophilen Neigungen von Präsident Zeman, der sich nur zögernd den aktuellen Maßnahmen von Tschechiens Regierung gegen Moskau angeschlossen hat, verwies Duka auf die Heilige Ludmilla, deren Ermordung vor 1000 Jahren dieses Jahr gedacht wird. Die Erzieherin des „immerwährenden Schutzherrn des Landes“, des heiligen Wenzel, werde „wie daheim so auch im Osten von Katholiken wie von Orthodoxen verehrt“, schrieb der Erzbischof von Prag. „Als Mutter des gesamten Slawentums“ möge sie „ihre Kinder zu guten, auf wechselseitiger Achtung beruhenden Beziehungen führen und die Slawen zur Klugheit anleiten, wie sie dem Evangelium entspringt.“ Sein Schreiben schloss Duka mit einer vom früheren Präsidenten Václav Havel inspirierten Fürbitte: „Heilige Ludmilla, bitte für uns, wir werden es noch brauchen.“ (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)