Tschechien: Babiš und Pavel bei "Gottesdienst für die Heimat" im Veitsdom

25. Januar 2023

Mit einem „Gottesdienst für die Heimat“ hat die katholische Kirche in Tschechien vor der Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten einen konstruktiven Akzent gesetzt. Mit Ex-Premier Andrej Babiš und dem früheren Generalstabschef Petr Pavel nahmen beide Kandidaten an der Messe mit dem Prager Erzbischof Jan Graubner am 22. Januar im Prager Veitsdom teil. Im Angesicht der böhmischen Krönungsinsignien und der Reliquien des heiligen Wenzel konnten sich die Spitzenpolitiker auf die Aufgaben des Staatsoberhaupts besinnen. Als klarer Favorit bei der Stichwahl am 27. und 28. Januar gilt laut letzten Umfragen der Ex-Nato-General Pavel.

Zu dem Gottesdienst im Veitsdom kamen auch der scheidende Präsident Miloš Zeman und der im Vorjahr nach zwölf Amtsjahren als Prager Erzbischof emeritierte Kardinal Domink Duka. Ihre Anwesenheit besiegelte noch einmal die unter ihren Vorgängern Václav Klaus und Kardinal Miloslav Vlk ausgehandelte Konsolidierung des Verhältnisses von Kirche und Staat durch die Überlassung des Veitsdoms an den Staat im Jahr 2007.

In seiner kurzen Homilie griff der neue Prager Erzbischof Graubner die historischen Bezüge auf und erinnerte daran, dass Kaiser Karl IV. an der Spitze der Wenzelskrone eine Dorne der Dornenkrone Jesu Christi hatte einfügen lassen. Er habe damit den Wunsch ausgedrückt, die Träger der Krone mögen demütig dienen und „anders denken“.

Jesus habe keine komplizierten Auswahlverfahren und Wahlen angesetzt, sondern einfach zur Nachfolge eingeladen. Nicht alle hätten dies gewagt; die Mutigen jedoch, die alles hinter sich ließen, hätten begonnen, das „Königreich Gottes aufzubauen“, sagte der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz.

Eine gewisse Distanzierung vom Kandidaten Babiš, der als einer der reichsten Männer der Tschechischen Republik gilt, lasen Kommentatoren aus Graubners Aufforderung heraus, „sich weder auf irgendwelche Ismen zu verlassen noch auf menschliche Schläue, Taktieren oder die Stärke und das Geld der Mächtigen“.

Der Prager Weihbischof Václav Malý, einer der Konzelebranten beim Gottesdienst im Veitsdom und Gallionsfigur in der Samtenen Revolution von 1989, hatte zuvor auf Facebook erklärt, er wolle nicht in den Wahlkampf eintreten, doch „angesichts vieler Anfragen nicht nur von Christen“ deklariere er „ganz klar“, dass er Pavel wählen werde. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)