Türkei: Ökumenischer Patriarch ruft „Jahr der Sorge für die Jugend“ aus

08. Januar 2020

Der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat in seiner Weihnachtsbotschaft das bevorstehende Jahr 2020 für das ganze Patriarchat mit seiner weltumspannenden Diaspora als „Jahr der pastoralen Erneuerung und der erforderlichen Sorge für die Jugend“ proklamiert. Der Patriarch berief sich dabei auf das Konzil von Kreta, das die Jugend eindringlich eingeladen habe, die „gesegnete Tradition der orthodoxen Kirche“ zu tragen und weiterzuführen, aktiv am Leben der Kirche teilzunehmen und die ewigen Werte der Orthodoxie „mutig zu bewahren und dynamisch zu pflegen“.

Bartholomaios I. formulierte in seiner Weihnachtsbotschaft eine scharfe Abrechnung mit der Gegenwartskultur. Auch dieses Jahr werde das Weihnachtsevangelium in einem kulturellen Umfeld verkündet, in dem das „Recht des Individuums“ als höchster Wert angesehen werde. Egozentrismus und der „Trug der Selbstverwirklichung“ würden den gesellschaftlichen Zusammenhalt vermindern, den Geist der Geschwisterlichkeit und Solidarität schwächen und die zwischenmenschlichen Beziehungen verdinglichen. Wörtlich stellt der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel fest: „Der bedingungslose Primat der Wirtschaft und die Säkularisierung verschärfen die existenzielle Leere und lassen die kreativen Kräfte des Menschen schrumpfen.“

Die Kirche könne diese Entwicklungen nicht ignorieren, deren Konsequenzen durch die Verlockungen der Technologie und der vielfältigen Verheißungen „falscher Paradiese“ vor allem die Jugend betreffen. Dass die Kirche „nicht von dieser Welt“ sei, schließe sie nicht nur nicht von der geschichtlichen und gesellschaftlichen Realität aus, sondern stärke vielmehr ihr Zeugnis. Es sei ihre Aufgabe, wie der Gute Samariter die Wunden mit „Öl und Wein“ zu lindern, die heutigen „Zivilisationskrankheiten“ zu heilen und Geist und Seele der Menschen zu erleuchten, so Bartholomaios.

Der Ökumenische Patriarch plädiert im Hinblick auf das „Jahr der pastoralen Erneuerung und der erforderlichen Sorge für die Jugend“ für eine „dialogische Pastoral“ mit Vorstellungskraft und Vision, mit Phantasie und Vision, mit unerschütterlichem Glauben an die Gnade Gottes und mit Vertrauen auf die Kraft der menschlichen Freiheit. Dieser die Person in den Mittelpunkt stellende seelsorgliche Dienst müsse jungen Menschen helfen, an Stelle von „Selbstbezogenheit“ und „Selbstgefälligkeit“ nach einer Liebe zu suchen, die nicht sich selbst suche, sondern „dazu ermutigt, Gott zu gefallen“. Es gehe um die Abwendung von den materiellen „Gütern“ und die Hinwendung zu „dem Einen, der wahrhaft gut ist“.

Die Grundlage für das Wecken des christlichen Bewusstseins bleibe die Erfahrung und das rechte Verständnis der Bedeutung des christlichen Gottesdienstes, in seinem gemeinschaftsstiftenden, eucharistischen und eschatologischen Charakter, unterstreicht Bartholomaios. Junge Leute müssten sich dessen bewusst werden, „dass die Kirche kein Zusammenschluss von Christen, sondern 'Leib Christi' ist“.

Der Patriarch appelliert an seinen Klerus, nicht darauf zu warten, dass die jungen Leute kommen, sondern selbst zu ihnen zu gehen, „nicht als Richter, sondern als Freunde“ nach dem Vorbild des Guten Hirten. Ein Hirte müsse immer aufmerksam sein im Hinblick auf die pastoralen Nöte der Jugend und ihr gesellschaftliches Umfeld. Sein pastorales Handeln müsse sich aus der Überlieferung der Kirche speisen und den jungen Menschen nicht bloß „Hilfe“ anbieten, sondern „die Wahrheit der Freiheit, zu der Christus uns befreit hat“. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)