Türkei: Kritik an Umwandlung der Chora-Kirche zu Moschee

03. September 2020

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat die Umwandlung der Erlöserkirche des Chora-Klosters in Istanbul kritisiert, sie habe ihn „verletzt“. Er betonte den Stellenwert der Erlöserkirche und der Hagia Sophia für den orthodoxen Glauben, die nun als Moscheen genutzt werden sollen. Zudem verwies er auf die wertvollen Mosaike in den beiden Kirchen, die Teil des Weltkulturerbes seien. Er bete, dass Gott „die Seelen der Verantwortungsträger erleuchtet“.

Kritik kam auch vom griechisch-orthodoxen Erzbischof Makarios (Griniezakis) von Australien, einem engen Mitarbeiter von Bartholomaios. Mit ihrem Handeln folge die Türkei dem Weg der „Missachtung der religiösen Denkmale der Orthodoxen Kirche“ und zeige ihre Verachtung für die Stätten des Weltkulturerbes. Das Vorgehen sei eine „Beleidigung der orthodoxen Christen und der Christenheit insgesamt“ und fördere „Intoleranz, religiösen Fanatismus und nationalistische Ideologie“, außerdem stelle es die „friedliche Koexistenz“ infrage.

Die Hl. Synode der Griechischen Orthodoxen Kirche (GOK) veröffentlichte ein Statement, um gegen die Umwandlung der Chora-Kirche zu protestieren. Sie drückte ihre „Enttäuschung und ihren starken Protest“ gegen die Entscheidung aus. Das Monument sei von einem „Ort der Kultur“ zu einem Ort der „Spaltung und Zerrüttung“ geworden. Wie im Fall der Hagia Sophia will die GOK sofort internationale Aufrufe starten und die Rückführung der Kirche zu ihrer früheren Verwendung fordern.

Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, bedauerte insbesondere, dass die Mosaike nun nicht mehr zugänglich sein würden. Trotz gegenteiliger Versprechen – dass die Mosaike außerhalb der Gebetszeiten jederzeit für Besucher zugänglich sein würden – sei dies bei der Hagia Sophia jetzt schon der Fall. Die „demonstrative Geringschätzung“ der türkischen Regierung gegenüber den Gefühlen von Christen sei traurig und schwer zu rechtfertigen. Die „Missachtung des unschätzbaren byzantinischen kulturellen Erbes“ könne der Türkei kaum nützen und dem internationalen Ruf des Landes und der Stärkung der interreligiösen Einigkeit schon gar nicht. Die russische Kultur und Geschichte seien eng mit dem Oströmischen Reich verbunden, deshalb „können wir gegenüber so traurigen Fakten nicht gleichgültig bleiben“.

Auch griechische Politiker kritisierten das türkische Vorgehen ab. Die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou bezeichnete die Umwandlung der Erlöserkathedrale auf Twitter als „Entstellung“. Es sei ein „provokativer Akt“ der türkischen Regierung, der den „interreligiösen und interkulturellen Dialog“ untergrabe. Die griechische Kulturministerin Lina Mendoni sprach von einem „Affront für das Weltkulturerbe“. Anstatt dass „religiöse Toleranz und Multikulturalismus“ gefördert würden, gebe es Rückschritte. In einer offiziellen Erklärung des griechischen Außenministeriums wurde die türkische Entscheidung als „neuerliche Herausforderung für religiöse Menschen in aller Welt, aber auch für die internationale Gemeinschaft“ bezeichnet.

Die Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert ist für ihre Mosaike und Fresken berühmt. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde sie als Moschee genutzt. 1948 verwandelte der Staat die Kirche in ein Museum. Im letzten Jahr erlaubte das oberste türkische Gericht die Umwandlung der Kirche in eine Moschee. (mit Material von Kathpress) (NÖK)