Slowenien: Bischöfen wird zu lasches Vorgehen gegen Missbrauch vorgeworfen

23. Januar 2020

In Slowenien hat die Bürgerinitiative Dovolj.je (Es reicht) den Erzbischof Stanislav Zore von Ljubljana zum Rücktritt aufgefordert, weil die katholische Kirche im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche zu wenig tue. Die Kirche verabschiede und aktualisiere zwar Empfehlungen für ihre Mitarbeiter, wie sie bei Missbrauchsvorwürfen reagieren sollten, doch das „bleibt alles nur auf dem Papier“, kritisierte Igor Vovk, ein leitendes Mitglied von Dovolj.je. Zudem sei die von der Kirche eingerichtete Expertenkommission für sexuellen Missbrauch „inkompetent und untätig“, sie versuche die Anschuldigungen herunterzuspielen. Dovolj.je fordert eine unabhängige Kommission, in der auch Laien vertreten sind.

Die Opferschutz-Vereinigung hat bisher 38 Berichte von Opfern gesammelt, die insgesamt 22 Priester des Missbrauchs beschuldigen. Einige der Fälle, insbesondere in der Diözese Murska Sobota, seien angemessen behandelt worden, während andere ignoriert worden seien. Besonders stoßend sei der Fall des Priesters Jože Planinšek, dem Direktor eines Pastoral- und Jugendzentrums in Celje, der von fünf Opfern wegen Vergehen in den Jahren 1990 bis 2010 beschuldigt wird. Trotzdem bekleide er weiterhin seinen Posten, „als ob nichts geschehen sei“.

Dovolj.je wurde im Februar 2019 gegründet, um sexuellen Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche in Slowenien zu bekämpfen. In der NGO engagieren sich Katholiken, die indirekt oder direkt von sexuellem Missbrauch in der Kirche betroffen sind. Sie bietet Opfern Unterstützung an, darunter psychologische und juristische Hilfe, und fordert von der Kirche eine Null-Toleranz-Politik sowie einen umfassenden Opferschutz. Die Website der NGO dient als sicherer Ort für Opfer, wo sie über Missbrauch berichten und Kontakt zu Experten aufnehmen können.

Die Slowenische Bischofskonferenz wies die Rücktrittsforderung an Erzbischof Zore als „unbegründet“ zurück. Unter seinem Vorsitz habe die Bischofskonferenz kontinuierlich Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch ergriffen, so ihre im April 2019 verabschiedeten Null-Toleranz-Regelungen und kürzlich aktualisierte Richtlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen. Diese verlangen unter anderem, dass die Bischöfe jeden Verdachtsfall der Polizei melden. Außerdem sei die Verjährungsfrist verlängert worden und die Einrichtung eines Spezialfonds beschlossen worden, um psychotherapeutische Hilfe für Opfer zu finanzieren.

Erzbischof Stanislav Zore rief die Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche auf, Verbrechen zu melden, und bestritt die Vorwürfe von Dovolj.je. Diese seien allgemeine Aussagen, die eine übertriebene Reaktion auf die Thematik spiegelten. Schließlich handle die Kirche in der Angelegenheit aktiv, jeder ihr gemeldete Fall sei verfolgt und der Polizei gemeldet worden, und die Opfer hätten Unterstützung erhalten. Zore betonte zudem, es gebe keinerlei Berichte über die angebliche Vertuschung von Fällen. Erzbischof Peter Štumpf von Murska Sobota, der einen Priester aufgrund von Missbrauchsvorwürfen seines Amtes enthoben hatte, sprach Zore seine Unterstützung aus. Falls Zore zurücktreten sollte, würde er ihm folgen, erklärte Štumpf und lobte dessen Bemühungen in der Missbrauchsaufarbeitung. (NÖK; mit Material von Kathpress)