Serbien: Bischof spricht sich gegen Teilung Kosovos aus

22. August 2018
Bischof Teodosije (Šibalić) von Raška-Prizren hat einen Appell an serbische und kosovarische Politiker sowie an die internationale Gemeinschaft gerichtet, „alle Fragen in Kosovo und Metochien“ ausschließlich auf einem friedenbringenden Weg zu lösen. Das Statement ist eine Reaktion auf Debatten um eine Teilung Kosovos oder einen Tausch von Territorien als mögliche Lösung der Probleme zwischen Belgrad und Prishtina, die von der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) strikt abgelehnt werden.

In letzter Zeit wurden von verschiedenen Seiten Vorschläge geäußert, den mehrheitlich von Serben bewohnten Teil Kosovos nördlich des Flusses Ibar abzutrennen und allenfalls gegen mehrheitlich von Albanern bewohnte Gebiete in Südserbien zu tauschen. So will man die seit dem bewaffneten Konflikt 1998/99 verfahrene Situation in Kosovo lösen, das sich 2008 einseitig von Serbien unabhängig erklärte. Dies lehnt Teodosije entschieden ab, weil damit wichtige Fragen, wie zur Rückkehr Vertriebener, zu Eigentumsansprüchen sowie Menschen- und Glaubensrechten, außer Acht gelassen würden. Eine Lösung „muss und darf nur“ zu dem Zweck gesucht werden, den Frieden und die „Sicherheit aller Bürger, insbesondere der ethnischen und religiösen Minderheiten“ zu erhalten, um ihr „geistiges und kulturelles Erbe, ihre historische Identität sowie Bürger- und Glaubensfreiheiten“ zu bewahren, erklärte er in seinem Appell.

Die Position der SOK will er nicht als Befürwortung eines „eingefrorenen Konflikts“ verstanden wissen, sondern als Aufruf zur „verantwortungsvollen und transparenten Fortsetzung des Dialogs“. Er erinnerte daran, dass sich seine Eparchie und die SOK als Ganzes seit vor dem Konflikt von 1998/99 für einen Dialog und eine friedliche Lösung der Probleme engagiert haben. Auch den Beginn des Brüsseler Dialogs über technische Fragen zwischen Belgrad und Prishtina habe die SOK in der Hoffnung auf nützliche Abkommen, die das Leben aller Völker der Region erleichtern würden, unterstützt. Für den Fall einer Teilung befürchtet Bischof Teodosije einen Exodus der serbischen Bevölkerung aus den Gebieten südlich des Ibar und den Verlust der dortigen religiösen Stätten.

Rund 190 serbische Geistliche aus dem Kosovo haben ebenfalls einen Aufruf unterzeichnet, mit dem sie die serbische Staatsführung und Vertreter der internationalen Gemeinschaft dazu aufrufen, das „friedliche Leben“ der Serben und ihrer Kirche im Kosovo zu gewährleisten. Zudem betonten sie, Kosovo müsse entsprechend der UN-Resolution 1244 ein Teil Serbiens bleiben. Dabei verwiesen sie auch auf das Statement des Hl. Synods der SOK von Mai 2018, das zum wiederholten Mal betonte, Kosovo sei das Herz der SOK und für die serbische Identität zentral.

Sava (Janjić), der Abt des Klosters Visoki Dečani in Kosovo, hatte kurz nach dem Aufruf von Teodosije seine Sorge über Gerüchte ausgedrückt, dass gewalttätige Zwischenfälle in Nordkosovo inszeniert werden sollten. Diese sollten angeblich Reaktionen auf beiden Seiten provozieren, die Kosovo näher an das Teilungsszenario brächten. Er rief die USA und die EU dazu auf, „unverantwortliche Individuen und Gruppen auf beiden ethnischen Seiten“ daran zu hindern, „Gewalt zu provozieren“. Bischof Teodosije und Abt Sava wurden für ihre Aussagen von serbischen Politikern scharf kritisiert.

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hat Anfang August einen offenen Brief an die Serben im Kosovo gerichtet, in dem er ihnen versicherte, dass solange er an der Staatsspitze stehe, „Serbien keine organisierte Gewalt an den Serben und ihren Heiligtümern noch ihre Vertreibung“ zulassen werde. Zudem rief er die Serben dazu auf, nicht auf Provokationen einzugehen und alles zu unterlassen, was den Vertretern Kosovos oder der internationalen Gemeinschaft als Vorwand zu einem Vorgehen gegen Serbien dienen könnte. Der Präsident erklärte Anfang August, er versuche bei den Verhandlungen möglichst viel für die Serben herauszuschlagen. Zudem setzten er und die Regierung sich seit Jahren intensiv für Frieden in der Region ein. Er wolle klare Grenzen und keine Provisorien. Der kosovarische Präsident Hashim Thaçi bezeichnete die Berichte über eine Teilung Kosovos als „fake news“. Laut Medienberichten soll er aber auch gesagt haben, es werde Grenzkorrekturen geben. (NÖK)