Griechenland: Athos teilweise offen für Orthodoxe Kirche der Ukraine

21. Februar 2019

Erstmals hat eine Delegation der neu gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) unter der Leitung von Bischof Pavel (Juristyj) von Odessa die Mönchsrepublik Athos besucht. Trotz der großen Ablehnung gegen die Verleihung der Autokephalie an die OKU durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in der Weltorthodoxie wurde der Delegation offenbar der Zugang zu mehreren Klöstern gewährt. Eine klare Position der Athosmönche ist aber nicht zu erkennen.

Anfang Februar hatte es eine Mehrheit der Hiera Koinotis, der Versammlung der 20 Großklöster des Athos, abgelehnt, eine offizielle Delegation zur Amtseinführung des Oberhaupts der OKU, Metropolit Epifanij (Dumenko), nach Kiew zu entsenden. Nun wurden Bischof Pavel und seine Begleiter in den vier Klöstern Xenofontos, Pantokratoros, Esfigmenou und Vatopedi willkommen geheißen. Mindestens drei andere – Panteleimon, Zografou und Dochiariou – haben der Delegation den Zutritt verwehrt. Der Abt des russischen Panteleimon-Klosters verschloss die Tore und erklärte Pavel, das Kloster anerkenne sie nicht und werde das auch in Zukunft nicht tun.
Am 11. Februar stellte sich die Hiera Koinotis in der Ukraine-Frage offenbar auf die Seite des Ökumenischen Patriarchats. Es sei klar, dass der Hellenismus und das Ökumenische Patriarchat in der Orthodoxie den Vorrang hätten, wird die Versammlung zitiert. Man wolle die Einheit der Kirche erhalten, aber man werde auch keine „Demütigung“ des Ökumenischen Patriarchats akzeptieren. Zudem sei es wichtig, die Einheit der Klöster zu wahren und eine klare Botschaft auszusenden, dass niemand den Athos „instrumentalisieren“ dürfe. Diese Aussagen sind aber nicht eindeutig belegt, ebenso unklar ist, ob die anderen Klöster die ukrainische Delegation abgewiesen haben oder nicht.
In einem Kommentar merkte Metropolit Ilarion von Volokolamsk, Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, an, Bartholomaios Vorgehen in der Ukraine habe „neue Spaltungen verursacht“, eine davon auf dem Athos. Dieser stehe nun vor der Wahl, entweder seine uralte „ Wache über die kanonische Wahrheit“ fortzuführen oder der „illegalen Entscheidung des Patriarchen von Konstantinopel zu gehorchen“. Er erinnerte an die herausragende Rolle des Athos, die in seiner Rolle als „Stütze der kirchlichen Wahrheit“ und „bestechende spirituelle Ruhe“ gründe. Er hoffe, der Athos werde „die einzig richtige Wahl“, diejenige zugunsten der kanonischen Ordnung, treffen. (NÖK; mit Material von Kathpress)

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