Kroatien: Theologen diskutierten über "Freiheit des Denkens"

10. August 2022

Im kroatischen Lovran nahe der Küstenstadt Rijeka ist am 17. Juli ein Treffen namhafter Theologinnen und Theologen sowie Theologiestudierender verschiedener christlicher Konfessionen zu Ende gegangen. Das „Mediterrane Theologische Treffen“ diskutierte das Thema „Freiheit und Verantwortung für das gesprochene Wort“, berichtete das Portal Vatican News über die von Rijekas Erzbischof-Koadjutor Mate Uzinić organisierte Veranstaltung. Das Treffen junger Theologinnen und Theologen vorwiegend aus Südosteuropa wurde zum dritten Mal durchgeführt und setzt eine 2019 und 2020 in Dubrovnik stattgefundene „Theologische Summerschool“ fort. Zu den Referierenden gehörten diesmal unter anderem die Theologen Marianne Heimbach-Steins (Münster) und Branko Jurić (Zagreb), deren ukrainischer Fachkollege Cyril Hovorun (Stockholm), der serbisch-orthodoxe Theologe Vukašin Milićević (Belgrad) sowie der protestantische Theologe Luke Bretherton (Duke University/USA).

Erzbischof Uzinić ermutigte laut Bericht der katholischen Nachrichtenagentur IKA die Teilnehmenden zu einer „verantwortungsvollen Freiheit in Gedanken und Worten, in Vorträgen und Debatten“. Daran zu erinnern sei im öffentlichen, jedoch auch kirchlichen Kommunikationsraum nötig, der ebenso „vergiftet ist durch Geschwätz sowie verbilligten und sogar vulgären Missbrauch großer Worte wie Gott, Jesus, Evangelium, Muttergottes oder auch Leben“. Damit werde nur Verurteilung, Intoleranz und Hass gefördert, sagte Uzinić, der selbst schon öfter ins Schussfeuer negativer, intoleranter und verurteilender Kommentare geraten war; beispielsweise als er während der Flüchtlingskrise 2015 dazu aufgerufen hatte, Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abzulegen. In Richtung Theologie mahnte der Erzbischof, sie dürfe nicht in ein „sündhaftes Schweigen über Ungerechtigkeiten“ abrutschen und ihre Aufgabe des „prophetischen Entlarvens“ von Missständen nicht verabsäumen.

Der weite Bogen des theologischen Austauschs in Lovran reichte von den aktuellen kirchlichen Streitigkeiten in der Ukraine infolge des Krieges über Missstände in bosnischen Flüchtlingslagern bis hin zur deutschen Reformdebatte „Synodaler Weg“, welchen die Münsteraner Theologin Heimbach-Steins in einem Interview verteidigte. Es sei „ungerecht zu behaupten, der Synodale Weg wäre nicht geistlich oder würde der Kirche schaden“, betonte die Theologin. „Eine Kirche, die dem Wirken des göttlichen Geistes traut, kann sich die Freiheit nehmen und der Theologie die Freiheit lassen, zu suchen und zu erproben, wo der Geist weht, ohne dass das Lehramt enge Grenzen setzt.“

Zusätzlich zum Programm schaltete sich der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, hinzu und hielt einen Vortrag über den weltweiten synodalen Prozess, der derzeit in der Kirche stattfindet. „Synodalität ist eine neue Lebensweise, eine konstitutive Dimension der Kirche“, sagte der Kardinal. Die Initiative von Papst Franziskus könne ein neuer Wendepunkt für die katholische Kirche werden. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)