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Serbien: Belgrader Erzbischof drängt auf Papstbesuch in Serbien

15. November 2018

Ein Besuch von Papst Franziskus in Serbien wäre aus vielerlei Hinsicht für Serbien ein großer Gewinn. Das hat der katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hočevar, im "Kathpress"-Interview vor Ort betont. Ein Papstbesuch wäre zum einen eine große Ermutigung für die kleine katholische Minderheit in Serbien, zum anderen aber auch für das ganze Land wichtig. Das Interesse Europas für Serbien sei gering, das Land brauche aber auf seinem Weg Richtung Europa viel mehr internationale Aufmerksamkeit und Dialog, so der Erzbischof, der sich seit vielen Jahren um einen Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts bemüht.

Auch die politisch Verantwortlichen Serbiens seien sehr für einen solchen Besuch, so der Erzbischof. Zuletzt hatte sich am Wochenende der serbische Außenminister Ivica Dacić bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hočevar und Kardinal Christoph Schönborn einmal mehr für den Papstbesuch stark gemacht.

Freilich wird es wohl solange nicht dazu kommen, solange die orthodoxe Kirche sich dagegen verwehrt. Laut Hočevar wären zwar auch viele orthodoxe Christen für den päpstlichen Besuch. Die serbische Kirchenleitung sei in dieser Frage freilich gespalten. "Manche Bischöfe haben nach wie vor Angst, dass es zu Spannungen in der Kirche kommt. Gerade auch jetzt, wo die Orthodoxie wegen des Konflikts zwischen Moskau und Konstantinopel sowieso schon in einer schwierigen Lage ist."

Die katholische Kirche zählt in Serbien bis zu 500'000 Gläubige, wobei der überwiegende Teil im Norden des Landes lebt und ethnischen Minderheiten (Kroaten, Ungarn, Slowaken, etc.) angehört. "Auch die Katholiken leben in der Gefahr, sich zu stark über ihre jeweils eigenen Nationalität zu definieren", räumte Hočevar ein. Mehr innerkatholischer Zusammenhalt sei notwendig und dazu könnte ein Papstbesuch ebenfalls enorm betragen, meinte der Erzbischof.

Hočevar rief auch einmal mehr zum Dialog zwischen Kroaten und Serben bzw. katholischer und orthodoxer Kirche auf. "Wann wenn nicht jetzt wäre ein guter Moment, diesen Dialog noch zu intensivieren?", so der Erzbischof. Auf der persönlichen Ebene vor Ort gebe es etwa zwischen ihm und den orthodoxen Bischöfen ein sehr gutes Verhältnis, aber generell würden auf den Beziehungen immer noch die Schatten der Vergangenheit liegen. Die Geschichte - vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg - sei immer noch nicht aufgearbeitet, so der Erzbischof.

Beide Seiten alleine würden es wohl auch nicht schaffen, über die Grenzen der eigenen geschichtlichen Interpretationen und Mentalitäten hinaus auf den jeweils anderen zuzugehen. Es brauche vielmehr Hilfe von außen und hier könnte beispielsweise auch die Kirche in Österreich einen Beitrag leisten und zum Dialog einladen bzw. eine solchen etwa in Form von Symposien begleiten. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)