Die orthodoxen Kirchen in der Ukraine nach dem Wahlkampf

ZOiS Spotlight 21/2019
29. Mai 2019

von Regina Elsner

Die Anerkennung einer selbständigen orthodoxen Kirche in der Ukraine war ein zentrales Thema im Wahlkampf Petro Poroschenkos. Die Überreichung des Tomos, der Urkunde über die Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), am 6. Januar 2019 durch den Ökumenischen Patriarch Bartholomäus in Istanbul wurde von vielen Gläubigen, vom Präsidenten und auch von vielen nicht religiösen Menschen in der Ukraine als historisches Ereignis des pro-ukrainischen Unabhängigkeitskurses gefeiert.

Poroschenkos Wahlniederlage im April 2019 zeigte jedoch, dass dieser Erfolg keine Auswirkungen auf die Wählermeinung hatte. Das Wahlergebnis machte deutlich, dass sich die ukrainische Gesellschaft mit einer Politisierung der Glaubensfrage nicht manipulieren ließ und die Enttäuschung über die langsamen sozialen und wirtschaftlichen Reformen dominierte. Für die neue Kirche erwies sich die massive Politisierung während der vergangenen Monate jedoch als Bärendienst. Statt Einheit zu stiften, kam es zu einer tiefen Krise innerhalb der Weltorthodoxie. Eine gesamtkirchliche Anerkennung der neuen Kirche wird voraussichtlich mehrere Jahre und schwierige theologische und kirchenpolitische Verhandlungen erfordern.

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