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Russland: Metropolit Tichon (Schevkunov) leitet neu Eparchie Krim

19. Oktober 2023

Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat an seiner Sitzung vom 11. Oktober 2023 entschieden, Metropolit Lazar (Schvets) von Simferopol und der Krim in den Ruhestand zu versetzen. Seine Stelle soll Metropolit Tichon (Schevkunov) von Pskov übernehmen, der als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Vladimir Putin gilt, was ihm den Spitznamen „Beichtvater Putins“ eingebracht hat. Sein Nachfolger in Pskov und als Vorsteher einer Reihe von Klöstern in der Region wird Bischof Arsenij (Perevalov), der zuvor Vikar der Eparchie Novgorod gewesen war.

Metropolit Tichon ist einer der einflussreichsten Bischöfe der ROK. Er hat das Sretenskij-Kloster in Moskau, dessen Abt er war, zu einem der wichtigsten spirituellen Zentren der ROK gemacht. Zudem hat er den Bestseller „Everyday Saints“ verfasst und ist Chefredakteur der religiösen Newswebsite pravoslavie.ru und deren englischsprachiger Version orthochristian.com. Tichon gilt auch als zentrale Figur des kirchlichen Kulturimperialismus, so hat er die nationalpatriotische Ausstellung „Russland – meine Geschichte“ konzipiert. Außerdem ist er Mitglied des Rats für Kultur und Kunst beim russischen Präsidenten und beim gesellschaftlichen Rat beim russischen Kulturministerium sowie Träger einer Reihe kirchlicher und staatlicher Preise und Orden.

Der ukrainische Religionswissenschaftler Oleksandr Sahan kommentierte die Versetzung als Schachzug des russischen Patriarchen Kirill. Indem er Tichon die Metropolie Krim untergejubelt habe, sei er seinen „gefährlichsten Gegner“ in der ROK losgeworden. Dessen neuer Posten sei ein „Schleudersitz“. Je näher die ukrainischen Streitkräfte an die Krim heranrückten, desto mehr Probleme würden sich dem Metropoliten stellen, die er dann dringend werde lösen müssen. Allerdings könnte sich Patriarch Kirill laut Sahan auch verspekulieren, denn „von einem ‚Brennpunkt‘ kann man auch als Held zurückkehren“. Metropolit Tichon kommentierte seine Versetzung gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass nur knapp. Er habe die Entscheidung des Hl. Synods „mit Demut“ angenommen, als „Willen Gottes“.

Metropolit Klyment (Kuschtsch), der Leiter der Eparchie Krim der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), begründet die Entsendung Tichons mit dem Misstrauen der ROK gegenüber den Geistlichen auf der Krim, die schon vor der Eingliederung der Eparchie in die ROK auf ihren Posten waren. Tichon soll unerwünschte „proukrainische“ Priester mit Priestern aus Russland ersetzen, vermutet er. So solle Russlands Position auf der seit 2014 besetzten Halbinsel durch die ROK gestärkt werden. Auch Klyment verwies darauf, dass die Versetzung Tichon als Konkurrenten von Patriarch Kirill schwäche. Er mache sich nun entsprechend ukrainischem und internationalem Recht strafbar und könnte mit Sanktionen belegt werden. All das schmälere seine Chancen bei einer künftigen Patriarchenwahl.

Kurz nachdem sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche vom Moskauer Patriarchat unabhängig erklärt hatte, hatten die drei Eparchien der Krim im Juni 2022 den Hl. Synod der ROK darum gebeten, dass ihre Eparchien direkt dem Moskauer Patriarchen und dem Hl. Synod unterstellt würden. Mit Hinweis auf die „praktische Unmöglichkeit“ für diese Eparchien, in regelmäßigem Kontakt zur Metropolie von Kyjiw zu stehen, ging der Hl. Synod auf diese Bitte ein. Zugleich fasste er die drei Eparchien Feodossija, Simferopol und Dzhankoj zur Metropolie Krim zusammen. (NÖK)