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Georgien: Priester wegen Mordversuchs an Sekretärin des Katholikos verurteilt

14. September 2017
In Tbilisi hat ein Gericht am 5. September Erzpriester Georgi Mamaladze des versuchten Mordes und illegalen Waffenbesitzes für schuldig befunden. Er soll geplant haben, die Sekretärin von Katholikos-Patriarch Ilia II. zu vergiften. Ursprünglich hatte man ihn verdächtigt, einen Anschlag auf das Oberhaupt der Georgischen Orthodoxen Kirche selbst vorgehabt zu haben, was sich im Verlauf der Verhandlung aber als falsch herausstellte. Mamladze wurde zu neun Jahren Gefängnis verurteilt.

Am 10. Februar war Mamaladze am Flughafen von Tbilisi verhaftet worden, in seinem Gepäck befand sich Zyanid. Er war unterwegs nach Berlin, wo sich Ilia einer Gallenblasenoperation unterziehen sollte. Dies führte zu ersten Berichten, Mamaladze habe geplant, den Katholikos zu vergiften. Später stellte sich jedoch heraus, dass seine ebenfalls in Berlin anwesende Sekretärin, Shorena Tetruashvili, Ziel des Anschlags war. Als Motiv des Erzpriesters gilt, dass die einflussreiche Sekretärin seine Karriere behindert habe.

Mamaladzes Anwälte halten die Untersuchungsergebnisse für absurd. Es handle sich um eine Vergeltungsaktion einiger Vertreter des Patriarchats und der georgischen Behörden, die ihr Mandant als stellvertretender Leiter der patriarchalen Vermögensverwaltung zwei Jahre zuvor massiver Korruption bezichtigt hatte. Mamaladze und seine Anwälte beabsichtigen, Berufung gegen das Urteil einzulegen, und nötigenfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu ziehen.

Der Katholikos selbst glaubt an die Unschuld des Erzpriesters. In einer Videobotschaft aus Berlin kurz nach der Verhaftung Mamaladzes hatte er erklärt, er kenne diesen seit langem und habe nichts, außer Gutes von ihm gehört und gesehen. Einige Tage vor der Urteilsverkündung sagte das Kirchenoberhaupt laut seinem Neffen, Metropolit Dimitri (Schiolaschvili) von Batumi und Lazeti, Mamaladze sei zu einem solchen Verbrechen nicht fähig. Metropolit Dimitri hält Mamaladze zwar für „etwas schuldig“, aber das Verfahren habe zu viele Fragen unbeantwortet gelassen. (NÖK)