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Bosnien-Herzegowina: Komarica-Nachfolger Majić in Banja Luka zum Bischof geweiht

07. März 2024

In der Kathedrale von Banja Luka ist am 2. März Željko Majić zum neuen Bischof geweiht worden. An der Spitze der Diözese in Bosnien-Herzegowina folgt der 60-jährige Geistliche auf den auch international bekannten Franjo Komarica (78), der in den vergangenen 35 Jahren als Bischof von Banja Luka amtierte. Komaricas altersbedingten Rücktritt hatte der Papst im Dezember zeitgleich mit der Ernennung von Majić angenommen. Die Bischofsweihe bei dem Gottesdienst spendete der Erzbischof von Vrhbosna, Tomo Vukšić.

Bei der Amtseinführung waren neben den katholischen Bischöfen aus Bosnien und Herzegowina sowie aus Kroatien, Serbien, Montenegro, Slowenien, Österreich und Norwegen auch der Apostolische Nuntius Francis Chullikatta sowie muslimische Geistliche zugegen. Vonseiten der Politik feierten u.a. die bosnische Ministerrats-Vorsitzende Borjana Kristo, die Präsidentin der Föderation Bosnien und Herzegowina, Lidija Bradara, weiters aus Kroatien Premierminister Andrej Plenković und Außenminister Gordan Grlić, sowie Dragan Čović, Präsident der Kroatischen Demokratischen Union von Bosnien und Herzegowina, den Gottesdienst mit. Kroatiens Premier Plenković dankte dem scheidenden Bischof Komarica „für alles, was er für die Gläubigen und das kroatische Volk getan hat“.

Bischof Majić stammt aus der herzegowinischen Ortschaft Drinovci. Er studierte in Sarajevo Philosophie und Theologie, wurde 1988 in der Diözese Mostar-Duvno zum Priester geweiht und war dann Pfarrvikar der dortigen Domkirche. Ab 1993 machte er in Rom das Lizenziat, kehrte anschließend in seine Heimat zurück und wirkte von 1997 bis 2000 als Sekretär des Mostarer Bischofs Ratko Perić. Nach Jahren in der Pfarrseelsorge war er von 2006 bis 2012 Vizerektor des kroatischen Priesterkollegs in Rom, dann bis 2021 Generalvikar und seit 2019 Caritas-Direktor in seiner Heimatdiözese Mostar-Duvno.

Bereits am Abend zuvor hatte in Banja Luka ein Dankgottesdienst und eine Festveranstaltung für den emeritierten Bischof Komarica stattgefunden. Er stand der Diözese seit 1989 vor und war zudem viele Jahre Vorsitzender der Bischofskonferenz von Bosnien und Herzegowina. Während des Bosnienkrieges in den 1990er Jahren erhob Komarica immer wieder seine Stimme gegen „ethnische Säuberungen“ und setzte sich dabei gleichermaßen für Katholiken, Orthodoxe und Muslime ein. Die serbischen Machthaber stellten ihn damals auch monatelang unter Hausarrest.

Nuntius Chullikatta würdigte den Langzeit-Bischof laut der bosnischen katholischen Nachrichtenagentur KTA als „glaubwürdigen und mutigen Glaubenszeugen“, besonders in den Kriegsjahren von 1991 bis 1995. Komarica habe nicht kapituliert, sondern sich vehement für eine Verhandlungslösung des Krieges eingesetzt und Hunderte Caritas-Hilfstransporte für die am meisten Bedürftigen organisiert. Er habe seine Diözese auch angesichts der ständigen Bedrohung und Zerstörung unzähliger Kirche, Klöster und Bildungszentren nicht verlassen, sondern das Leid der Menschen geteilt.

Schwierig sei die Situation auch noch in der Nachkriegszeit geblieben, mit der Vertreibung, Flucht und Abwanderung teils nach Übersee von insgesamt fast 90 Prozent der Gläubigen seiner Diözese. „Bischof Komarica versuchte jedoch, seine Herde wieder zu vereinen und zu sammeln, um in ihren Herzen Hoffnung, Begeisterung und Leidenschaft für die Erneuerung seines Lebens, seiner Diözese, seiner Pfarren und seiner Familien zu wecken“, so Chullikatta. Auch die Organisation des Besuchs von Johannes Paul II. 2003 in Banja Luka und die Pflege der interreligiösen Beziehungen durch Komarica hob der Nuntius hervor.

Komarica studierte in jungen Jahren in Innsbruck Theologie und Kirchenmusik und promovierte 1978 im Fach Liturgiewissenschaft. Die Priesterweihe erfolgte 1972. 1985 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Banja Luka, 1989 dann zum Bischof ernannt. Bischof Komarica ist Träger zahlreicher Ehrungen und Auszeichnungen, unter anderem des Heinrich-Pesch-Preises (1997), des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises (2005) und des Europapreises Coudenhove-Kalergi (2002).

Derzeit erlitten alle vier Diözesen in Bosnien und Herzegowina den „Märtyrertod“, wobei die Diözese Banja Luka zu denen gehöre, die am meisten gelitten hätten, sagte Majić anlässlich seines Amtsantritts gegenüber Journalisten. Von 30‘000 Katholiken, die vor dem Krieg in dem Gebiet um seine nunmehrige Bischofsstadt gelebt hätten, seien nur noch 1500 übriggeblieben. Bei einem Treffen mit Priestern seiner neuen Diözese sei ihm klar geworden, dass diesen und künftig auch ihm viel an „spiritueller Stärke, mentaler Stabilität und ausreichender Gesundheit" abverlangt werde.

Bosnien und Herzegowina sei ein „von Gott gegebenes, wunderschönes Land“, sagte der neue Bischof von Banja Luka, der jedoch auch Schattenseiten hervorhob: Seit Jahrhunderten sei das Land „Übungsfeld für Interessen aus dem Ausland“, zudem werde die Vielfalt nicht als Bereicherung gesehen, sondern für Spaltung genutzt. Bosnien und Herzegowina sei somit ein „Pulverfass“, in dem sich Katastrophen wie Morde und Vertreibungen ereigneten, wenn es angezündet werde, wie man zuletzt vor 30 Jahren erlebt habe. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)