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Russland: Russischer und serbischer Patriarch betonen Verbundenheit

24. April 2025

Der serbische Patriarch Porfirije ist am 21. April zu einem mehrtägigen Besuch in Moskau eingetroffen. Beim Empfang in der Patriarchen- und Synodalresidenz im Danilov-Kloster am 22. April betonte der russische Patriarch Kirill, dass nie der Schatten von etwas Negativem auf die Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) und der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) gefallen sei, sondern diese beständig von gegenseitigem Verständnis, Liebe und gegenseitiger brüderlicher Unterstützung geprägt seien. Das sei kein Zufall, denn das serbische und das russische Volk seien sich in Sprache, Kultur und Geschichte ähnlich, zudem hätten beide Kirchen in ihrer Geschichte „viel gelitten“, unter anderem im 20. Jahrhundert. Diese gemeinsame historische Erfahrung vereine die Kirchen im Verständnis, wie heute die seelsorgerische Mission für den modernen Menschen aussehen sollte. Patriarch Porfirije bezeichnete die guten Beziehungen zwischen der ROK und der SOK als „Beispiel für alle Orthodoxen“.

Die Moskauer Theologische Akademie verlieh Patriarch Porfirije einen Ehrendoktor, was Kirill als Zeugnis für die „große Autorität“ Porfirijes als Theologe und Kirchenleiter bezeichnete. Dazu würdigte er die Verdienste Porfirijes bei der Entwicklung der geistlichen und religiösen Bildung in Serbien. Auch dessen Beitrag zur Stärkung der Zusammenarbeit der beiden Kirchen im Bildungsbereich und beim Studentenaustausch lobte er.

Am 22. April trafen die beiden Patriarchen auch den russischen Präsidenten Vladimir Putin. Patriarch Porfirije dankte Putin für die russische Unterstützung für Serbien und die SOK in Bezug auf Kosovo, aber auch hinsichtlich der Republika Srpska und Montenegro. Außerdem betonte er die Nähe zwischen Russland und Serbien, die Serben betrachteten das russische Volk als das eigene. Manchmal hofften sie sogar mehr auf Russland und die russische Politik als auf die serbische. Weiter glaubt Porfirije, dass die Position der SOK zu Kosovo, der Republika Srpska und Montenegro von der Position Russlands in der Welt abhängt. Er wünsche sich – und diesen Wunsch teile die Mehrheit der SOK –, dass Serbien im Fall einer „neuen geopolitischen Aufteilung“ der russischen Sphäre, oder wie Metropolit Irinej (Bulović) von Bačka einwarf, der „Russischen Welt“ nahe sein werde. Abschließend erwähnte Patriarch Porfirije, dass zurzeit in Serbien eine „Farbrevolution“ stattfinde, die hoffentlich abgewehrt werden könne. Damit bezog sich der Patriarch auf die seit Monaten andauernden Massenproteste gegen Korruption, die vor allem von Studierenden getragen werden. Bisher hatte sich Porfirije nicht eindeutig dazu geäußert, wobei es Gerüchte gab, dass er persönlich die Proteste unterstütze. Zumindest die Ziele der Demonstranten hieß er gut, öffentlich verurteilte er klar jegliche Gewalt gegen die Protestierenden. Nun hat er aber mit der Bezeichnung „Farbrevolution“ impliziert, dass die Proteste aus dem Ausland orchestriert und gegen Serbien gerichtet seien.

Auch Putin und Patriarch Kirill unterstrichen die Nähe zwischen den beiden Ländern und Kirchen. Kirill erklärte, die SOK stehe der ROK von allen orthodoxen Kirchen am nächsten. Die „Liebe zum Russischen, zum russischen Volk und der russischen Kirche“ sei organisch in der Kultur Serbiens und dem serbischen Volk verankert, vielleicht sogar genetisch. Deshalb seien die Serben die „engsten Freunde“, historisch betrachtet hätten sie und die SOK Russland auch nie verraten. Geografisch liege Serbien näher am Westen als Russland und sei somit dessen Einfluss stärker ausgesetzt. Was aber dort zurzeit mit der menschlichen Moral passiere, sei „dämonisch“. Dem pflichtete auch Patriarch Porfirije bei. Zudem wollen er und der serbische Präsident Aleksandar Vučić am 9. Mai in Moskau an den Feiern zum Tag des Siegs im Zweiten Weltkrieg teilnehmen.

Seit seiner Wahl zum Patriarchen 2021 war Porfirije mit Blick auf die innerorthodoxen Spannungen weder zu einem offiziellen Besuch in Moskau noch in Istanbul beim Ökumenischen Patriarchen gewesen. 2024 war er lediglich inoffiziell zur Beerdigung des Vorstehers der serbischen Kirche in Moskau gereist.

In Serbien haben Patriarch Porfirijes Äußerungen insbesondere über die angebliche „Farbrevolution“ einige Aufregung ausgelöst, gerade in theologischen und religionswissenschaftlichen Kreisen. So hat auf dem Portal teologija.net ein Autor seine Enttäuschung über die Positionierung des Patriarchen ausgedrückt. Noch wenige Tage zuvor habe er in einem Interview für NIN gesagt, er achte alle Studenten, und dass er sich auf keine Seite stellen könne. Zudem behauptete er, niemand in der SOK habe die Studierenden verurteilt. Porfirije „entscheidet sich offensichtlich bewusst dafür, das einheimische Publikum zu hintergehen und mit Unwahrheiten vollzustopfen und so Unruhe und Teilungen ins Volk zu bringen“, steht im Kommentar. Mit dem Ausdruck Farbrevolution „verurteilt er direkt die Seelen all jener jungen Menschen, die seit Monaten unermüdlich für die Ideale der Wahrheit und Solidarität kämpfen“. Der serbische Theologe Vukašin Milićević sprach von einer „Performance provinziellen Neokolonialismus“. Es bestehe kein Zweifel, dass der Patriarch nicht im Interesse der SOK oder des serbischen Volks nach Russland gereist sei, sondern im Interesse und im Auftrag des serbischen Regimes. Auch der Religionsexperte Vladimir Veljković findet, mit dem Ausdruck „Farbrevolution“, der aus der russischen Propaganda stamme und vom autoritären serbischen Präsidenten benutzt werde, habe der Patriarch gezeigt, dass er die Studierenden nicht unterstützt. Er habe sich offensichtlich auf die Seite der autoritären Regierung gestellt und sogar die Studenten der Theologischen Fakultät in Belgrad verurteilt, die sich ebenfalls an den Protesten beteiligen. (NÖK)

Patriarch Porfirije in Moskau: kirchenpolitische Reiseplanungen und erstaunliche Aussagen

Die Aussagen des serbischen Patriarchen Porfirije bei seinem Besuch beim russischen Präsidenten haben in Serbien für Kritik gesorgt. Sein Besuch in Russland ist aber auch ein Signal für die Orthodoxie insgesamt, erklärt Thomas Bremer.