Internationale akademische Tagung über Orthodoxie, Geschlecht, Gender und Sexualität
Im August 2019 hat im Rahmen des Forschungsprojekts “Östlich-orthodoxe Identität der Gegenwart und Herausforderungen durch Pluralismus und sexuelle Diversität im säkularen Zeitalter” in Oxford eine akademische Tagung stattgefunden. Was war das Ziel der Zusammenkunft?
Das Hauptziel der Tagung war, eine diverse Gruppe an Akademikern, Klerikern, Medizinern, Aktivisten und anderen Personen mit entsprechender Expertise zusammenzubringen, die eine Vielfalt an Meinungen zu aktuellen kontroversen sozialen Themen in Zusammenhang mit Geschlecht, Gender und Sexualität vertreten und zu einem echten Dialog bereit sind. Wir strebten keine verbindlichen Schlussfolgerungen oder Meinungsänderungen an, sondern versuchten einander mit Respekt und Mitgefühl zuzuhören, um einander besser zu verstehen.
Was herrschte denn an der Tagung für eine Atmosphäre – angesichts der manchmal hitzigen Debatten über diese Themen? Und wer nahm daran teil?
Die Atmosphäre war außerordentlich wohlwollend. Die Konferenz war von einem friedvollen Geist beseelt, der nicht von den Teilnehmenden selbst zu kommen schien, sondern ein Geschenk Gottes an uns war. Natürlich gab es Meinungsunterschiede – nachhaltige Meinungsunterschiede, bei denen dieselben oder ähnliche Themen wiederholt in unterschiedlichen Kontexten aufkamen –, doch äußerte sich dies nie in erhobenen Stimmen, Vorwürfen, nicht orthodox zu sein, oder persönlichen Angriffen. Auf vielerlei Weise zeigt die Konferenz, was erreicht werden kann, wenn man Menschen guten Willens zusammenbringt, die sowohl Christus als auch die Kirche lieben, genügend selbstsicher sind und sich in der theologischen Tradition der Kirche gut genug auskennen, um sich durch alternative Perspektiven und herausfordernde Fragen nicht bedroht zu fühlen.
Die Tagung war sicher die bisher größte zu diesen Themen in der orthodoxen Welt. Sie versammelte viele bekannte orthodoxe Akademiker und Kleriker sowie weitere Fachleute. Auch einige ökumenische Teilnehmende aus der anglikanischen und katholischen Traditionen waren dabei.
Was sind die Ergebnisse der Tagung? Wie wird die Debatte weitergeführt?
In vielerlei Weise besteht das Ergebnis der Tagung darin, dass sie mit so vielen Teilnehmenden auf eine so friedliche Weise stattgefunden hat. Das alleine ist ein Schritt vorwärts, weg von dem polarisierten und ätzenden rhetorischen Gehabe, dem wir zu diesen Themen vor allem online begegnen. Das zeigt, dass es in der christlichen Liebe andere Wege gibt. Darüber hinaus hoffen wir, dass es einige Publikationen geben wird, sowohl in akademischem als auch in journalistischem Format, und dass es in Zukunft weitere Treffen geben wird. Doch diese Details müssen erst noch ausgearbeitet werden.
Gregory Tucker im Namen des Exeter-Fordham Bridging Voices Consortiums. Er ist Doktorand in der interdisziplinären Forschungsgruppe DFG–2337 „Metropolität in der Vormoderne“ an der Universität Regensburg.
Übersetzung aus dem Englischen: Regula Zwahlen.
Bild: Oxford Film Shed.
Video der Konferenz auf Youtube