RGOW 7-8/2025: Inselwelten. Landschaften, Projektionen, Gefährdungen
Reif für die Insel? Die Sommerausgabe lädt zu einer Lesereise zu verschiedenen Inselwelten ein. Seit jeher verbinden die Menschen symbolische Zuschreibungen und Imaginationen mit Inseln. Die Inselsehnsucht ist auch das Schmiermittel für deren touristische Vermarktung – nicht umsonst zählen Inseln wie diejenigen in der Adria zu den beliebtesten Reisezielen.
Viel häufiger lässt sich jedoch im Laufe der Geschichte das Einsperren von Menschen auf Inseln antreffen, die als Gefängnis oder Verbannungsort fungierten. Anton Tschechows Reisebericht „Die Insel Sachalin“ ist dafür ein Beispiel. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit können Inseln aber auch als freiwillige Rückzugsorte dienen, doch ist letztlich auch die abgelegenste Insel nicht frei von äußeren Einwirkungen, wie der Einfluss der russischen Politik auf das Walaam-Kloster im Ladoga-See zeigt.
RGOW 6/2025: Kriegskurs. Impressionen aus Russland
Auch nach drei Jahren Krieg gegen die Ukraine zeigt Russland keine Anzeichen, ihn beenden zu wollen. Diesem Kriegskurs korrespondiert eine zunehmende Militarisierung der russischen Gesellschaft. Besonders gut ist das am Gedenken an den Zweiten Weltkrieg am 9. Mai ablesbar: Die Mythologisierung des Kriegs und des Siegs sind das Herzstück der russischen Geschichtspolitik, die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart im Dienst des Regimes verzerrt.
Zu Protesten kommt es angesichts der intensivierten Repressionen in Russland kaum noch, soziologische Untersuchungen zeigen, dass die Mehrheit der russischen Bevölkerung den Krieg als eine Art unabänderliches Schicksal hinnimmt. Fest im Griff des Kriegs befinden sich auch die russische Wirtschaft, die Wissenschaft sowie Kirchen und Geistliche, die den Krieg ablehnen.
Report: Religious Communities Under Pressure
Documenting Religious Persecution in Russia, 2022-2025
von Sergei Chapnin
veröffentlicht am 20. Mai 2025
Link zum Download
RGOW 5/2025: Frauen in den östlichen Kirchen
Zwei Wochen nach Ostern gedenkt die Orthodoxe Kirche dem Sonntag der Hl. Myrrhenträgerinnen, die Jesu Grab leer vorfanden. In manchen Gemeinden ist es ein besonderer Festtag der Frauen. Der Vielfalt an Aufgaben, die Frauen in orthodoxen Kirchen übernehmen können, sind klare Grenzen gesetzt. Seit Jahrzehnten stellt sich sowohl in der römisch-katholischen als auch in den orthodoxen Kirchen die Frage: Könnten das Evangelium verkündende Myrrhenträgerinnen nicht auch Amtsträgerinnen sein?
Vor einem Jahr hat Metropolit Serafim vom Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Alexandrien und ganz Afrika die erste Diakonin der Neuzeit geweiht. Ermutigen die jüngst publizierten „Leitlinien zur Wiederbelebung des geweihten weiblichen Diakonats“ die Orthodoxe Kirche zu weiteren Schritten? Zur kirchlichen Vielfalt tragen auch orthodoxe Theologinnen wie Myrrha Lot-Borodine (1882–1957) oder Mutter Maria Skobtsova (1891–1945 im KZ Ravensbrück) bei.
OWEP 2/2025: Polen im Wandel
Mehr als 20 Jahre nach dem Beitritt zur Europäischen Union ist Polen in der Mitte Europas angekommen. Während der große östliche Nachbar Deutschlands zunächst vor allem als wirtschaftlich und demokratisch instabil wahrgenommen wurde, wird Polen spätestens seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine als entscheidender europapolitischer Akteur anerkannt. Das Land ist für viele Menschen in Westeuropa erst mit den schweren Krisen in Belarus 2020 und Russlands Großinvasion 2022 stärker ins Bewusstsein gerückt als eine Gesellschaft, die trotz ihrer Polarisierung im Ernstfall überzeugt für Europa einsteht. 2025 ist in dieser Hinsicht ein bedeutsames Jahr: Polen hat im ersten Halbjahr 2025 unter höchst angespannten internationalen Bedingungen die EU-Ratspräsidentschaft inne. Im Mai 2025 wird ein neuer Präsident gewählt – eine Schicksalswahl nach Jahren der populistischen Zuspitzung. Ein guter Zeitpunkt, um etwas genauer nach Polen zu blicken, auf aktuelle Entwicklungen und die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen.
RGOW 3-4/2025: Bleibende Prinzipien. 50 Jahre Schlussakte von Helsinki
Die Schlussakte von Helsinki wurde am 1. August 1975 von 35 Staats- und Regierungschefs in der Finlandia-Halle unterzeichnet, doch den Wenigsten ist anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums zum Feiern zumute. Mit seinem Krieg gegen die Ukraine verstößt Russland fundamental gegen die in Helsinki festgelegten Prinzipien von der Unverletzlichkeit von Grenzen, der territorialen Integrität von Staaten und der friedlichen Regelung von Konflikten. Vor diesem düsteren Hintergrund an den KSZE-Prozess zu erinnern, bedeutet die bleibende Gültigkeit der Prinzipien von Helsinki zu betonen und sie gerade angesichts (neo-)imperialer Handlungsweisen zu verteidigen.
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf dem mutigen Eintreten von Dissidenten für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den ehemals kommunistischen Ländern sowie deren Unterstützung durch Menschenrechtsorganisationen im Westen im Rahmen des internationalen Helsinki-Netzwerks. Mutige Frauen und Männer begannen in unfreien Ländern – u.a. in der Ukraine, Polen und Litauen – als freie Menschen zu handeln und veränderten so das gesamtgesellschaftliche Klima.
Polen-Analysen Nr. 344
Zum Verhältnis von Kirche und Staat
1. April 2025
Analyse, Dokumentation und Umfragen
Buch: Building the House of Wisdom
Sergij Bulgakov and Contemporary Theology: New Approaches and Interpretations
Barbara Hallensleben, Regula M. Zwahlen, Aristotle Papanikolaou, Pantelis Kalaitzidis (eds.)
Münster: Aschendorff Verlag 2024, 536 S.
ISBN 978-3-402-12061-3. € 75.–; CHF 101.–; open access
RGOW 2/2025: Standortbestimmung. Ukraine - Belarus
Zu Beginn des vierten Jahres des russischen Großangriffs auf die Ukraine unternehmen wir einmal mehr eine Standortbestimmung. Diese steht unter dem Zeichen einer dramatischen neuen außenpolitischen Lage: Die erneute Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten lässt die einen auf neue überraschende Wendungen hoffen, die anderen eher skeptisch in die Zukunft blicken. Der sog. „Trump-Faktor“ und sein Versprechen, den Krieg schnell zu beenden, mischt auch die innenpolitischen Debatten in der Ukraine auf.
Eine Standortbestimmung bezüglich Belarus nach den Pseudo-Präsidentschaftswahlen Ende Januar 2025 fällt ebenfalls ernüchternd aus. Trotz sporadischer Begnadigungen behandelt Lukaschenka weiterhin zahlreiche politische Gefangene als Manövriermasse. Einen Gegenentwurf im Mikroformat zur belarusischen Gesellschaft im Würgegriff eines Diktators stellt die neue orthodoxe belarusische Gemeinde im Litauischen Exarchat des Ökumenischen Patriarchats dar.
OWEP 1/2025: Menschen und Würde
Das Prinzip der Unantastbarkeit der Würde des Menschen ist allgegenwärtig. Über sie wird aus verschiedenen Perspektiven gesprochen: Aus christlicher Sicht wurzelt sie in der Gottesebenbildlichkeit, aus philosophischer Sicht bildet sie einen Grundpfeiler moralischer Werte, rechtlich ist sie in Dokumenten wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert. Heutzutage scheint es fast selbstverständlich, jedem Menschen diese Würde zuzuerkennen. Sie zu schützen, ist aber weitaus schwieriger. In Kriegen, Ausbeutung oder Diskriminierung zeigt sich, wie verletzlich sie ist.