Slowakei: Neues Parlament mit Atemschutzmasken und Kirchen ohne öffentliche Gottesdienste
19. März 2020
In der Slowakei hat die Antikorruptionsbewegung Oľano (Gewöhnliche Menschen und unabhängige Persönlichkeiten) am 29. Februar die Parlamentswahlen einem deutlichen Vorsprung gewonnen. Nach dreiwöchigen Verhandlungen hat Oľano mit drei weiteren Parteien eine neue Regierungskoalition gebildet. Die Regierung soll am Samstag, 21. März, von Präsidentin Zuzana Čaputová ernannt werden.
Kulturelle und ethische Fragen
Die kirchliche Hierarchie war vor und nach den Wahlen an gesellschaftlichen Diskussionen nicht direkt beteiligt. Im regulären Bischofshirtenbrief rief die katholische Kirche die Gläubigen zum Wählen auf, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. „Wir sind angewidert von Betrug und Korruption. Materiellem und moralischem. Aber lasst uns nicht die Hoffnung verlieren! Es ist ein ernsthafter Wendepunkt, wenn es um Eigentum geht. Nicht weniger ernst, wenn es um Menschen, Mann und Frau geht, die nach Gottes Bild geschaffen wurden. Geben wir uns also nicht der Unehrlichkeit oder neuen Ideologien hin.“ Im Wahlkampf riefen neben Korruption und Extremismus Themen wie Abtreibungsgesetzgebung, homosexuelle Partnerschaften oder die Istanbul-Konvention starke Emotionen hervor. Bereits vor den Wahlen stimmte das Parlament für eine Nichtratifizierung der Istanbul-Konvention.
Die meisten Gewinnerparteien sind in kulturellen und ethischen Fragen konservativ eingestellt. Bereits wenige Tage nach den Wahlen forderten zehn Pro Family- und Pro Life-Organisationen den künftigen Ministerpräsidenten „wirklich familienfreundliche Kandidaten“ als Minister für Bildung, Gesundheit, Arbeit sowie Familie und Kultur vorzuschlagen.
Nicht nur sind drei von vier Parteien zum ersten Mal in der Regierung vertreten. Sie übernehmen auch Regierungsverantwortung zu einem Zeitpunkt, an dem das Krisenmanagement angesichts der Corana-Pandemie Vorrang vor der „Heilung“ der Regierungsstrukturen sowie vor kulturellen und ethischen Fragen hat.
Keine öffentlichen Gottesdienste
Der erste Corona-Fall in der Slowakei wurde am 6. März, weniger als eine Woche nach den Wahlen, bestätigt. Die ersten Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie wurden daher von der abtretenden Regierung organisiert. Bereits am 11. März wurde der Notstand mit häuslicher Quarantäne, Schulschließungen und eingeschränkter Mobilität der Bevölkerung ausgerufen. Der Ministerpräsident informierte alle Kirchen über eine zweiwöchige Absage von öffentlichen Gottesdiensten. Die Slowakei war damit das erste Land in Mittel- und Osteuropa, das die öffentliche Liturgie einschränkte. Die katholische Kirche war die erste, die darauf reagierte. Die Slowakische Bischofskonferenz erklärte: „Die Bischöfe haben dieses Verbot mit großem Schmerz akzeptiert, aber sie bitten alle Priester und Gläubigen, es zu befolgen.“ Gleichzeitig riefen die Bischöfe die Gläubigen auf, die Gottesdienste in Fernseh- und Radiosendungen anzusehen.
In den ersten Tagen nach der Ankündigung kam es zu vielen Diskussionen, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Die meisten Gläubigen sehen das Verbot als einen richtigen Schritt an. Ein Teil des Oppositionslagers zögerte jedoch, sich auf mit negativen Erfahrungen verbundene Maßnahmen im Stil des sozialistischen Regimes einzulassen, als die Regierungsmacht versuchte hatte, die Kirchen zu regulieren. Viele Stimmen wiesen zudem auf den Verlust der christlichen Identität hin, ohne die Möglichkeit, Gottesdienste zu besuchen.
Die orthodoxe Kirche betonte, dass „die Eucharistie nicht die Ursache von Krankheit und Tod war, ist und sein wird, sondern im Gegenteil eine ständige Quelle neuen Lebens.“ Nach öffentlicher Kritik und angesichts der weiteren Verbreitung des Virus änderte die orthodoxe Kirche allerdings nach einem Tag ihre Position und schränkte die öffentliche Liturgie ebenfalls ein.
Jozef Žuffa, Doz. Dr. theol., Pastoraltheologe an der Theologischen Fakultät der Universität Trnava, Slowakei.
Kulturelle und ethische Fragen
Die kirchliche Hierarchie war vor und nach den Wahlen an gesellschaftlichen Diskussionen nicht direkt beteiligt. Im regulären Bischofshirtenbrief rief die katholische Kirche die Gläubigen zum Wählen auf, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. „Wir sind angewidert von Betrug und Korruption. Materiellem und moralischem. Aber lasst uns nicht die Hoffnung verlieren! Es ist ein ernsthafter Wendepunkt, wenn es um Eigentum geht. Nicht weniger ernst, wenn es um Menschen, Mann und Frau geht, die nach Gottes Bild geschaffen wurden. Geben wir uns also nicht der Unehrlichkeit oder neuen Ideologien hin.“ Im Wahlkampf riefen neben Korruption und Extremismus Themen wie Abtreibungsgesetzgebung, homosexuelle Partnerschaften oder die Istanbul-Konvention starke Emotionen hervor. Bereits vor den Wahlen stimmte das Parlament für eine Nichtratifizierung der Istanbul-Konvention.
Die meisten Gewinnerparteien sind in kulturellen und ethischen Fragen konservativ eingestellt. Bereits wenige Tage nach den Wahlen forderten zehn Pro Family- und Pro Life-Organisationen den künftigen Ministerpräsidenten „wirklich familienfreundliche Kandidaten“ als Minister für Bildung, Gesundheit, Arbeit sowie Familie und Kultur vorzuschlagen.
Nicht nur sind drei von vier Parteien zum ersten Mal in der Regierung vertreten. Sie übernehmen auch Regierungsverantwortung zu einem Zeitpunkt, an dem das Krisenmanagement angesichts der Corana-Pandemie Vorrang vor der „Heilung“ der Regierungsstrukturen sowie vor kulturellen und ethischen Fragen hat.
Keine öffentlichen Gottesdienste
Der erste Corona-Fall in der Slowakei wurde am 6. März, weniger als eine Woche nach den Wahlen, bestätigt. Die ersten Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie wurden daher von der abtretenden Regierung organisiert. Bereits am 11. März wurde der Notstand mit häuslicher Quarantäne, Schulschließungen und eingeschränkter Mobilität der Bevölkerung ausgerufen. Der Ministerpräsident informierte alle Kirchen über eine zweiwöchige Absage von öffentlichen Gottesdiensten. Die Slowakei war damit das erste Land in Mittel- und Osteuropa, das die öffentliche Liturgie einschränkte. Die katholische Kirche war die erste, die darauf reagierte. Die Slowakische Bischofskonferenz erklärte: „Die Bischöfe haben dieses Verbot mit großem Schmerz akzeptiert, aber sie bitten alle Priester und Gläubigen, es zu befolgen.“ Gleichzeitig riefen die Bischöfe die Gläubigen auf, die Gottesdienste in Fernseh- und Radiosendungen anzusehen.
In den ersten Tagen nach der Ankündigung kam es zu vielen Diskussionen, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Die meisten Gläubigen sehen das Verbot als einen richtigen Schritt an. Ein Teil des Oppositionslagers zögerte jedoch, sich auf mit negativen Erfahrungen verbundene Maßnahmen im Stil des sozialistischen Regimes einzulassen, als die Regierungsmacht versuchte hatte, die Kirchen zu regulieren. Viele Stimmen wiesen zudem auf den Verlust der christlichen Identität hin, ohne die Möglichkeit, Gottesdienste zu besuchen.
Die orthodoxe Kirche betonte, dass „die Eucharistie nicht die Ursache von Krankheit und Tod war, ist und sein wird, sondern im Gegenteil eine ständige Quelle neuen Lebens.“ Nach öffentlicher Kritik und angesichts der weiteren Verbreitung des Virus änderte die orthodoxe Kirche allerdings nach einem Tag ihre Position und schränkte die öffentliche Liturgie ebenfalls ein.
Jozef Žuffa, Doz. Dr. theol., Pastoraltheologe an der Theologischen Fakultät der Universität Trnava, Slowakei.