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Des Patriarchen orthodoxe Patrioten: 25. Weltkonzil des Russischen Volks

04. April 2024

Regula Zwahlen

Belächelt sei es worden, das Weltkonzil des Russischen Volks (WKRV; russ. Vsemirnyj Russkij Narodnyj Sobor), als es 1993 gegründet worden war, erzählte Patriarch Kirill (Gundjajev) in seiner Rede zur 25. Versammlung der „Nichtregierungsorganisation“. Es versammle lediglich marginale quasipatriotische Kräfte und werde langsam degradieren, habe es damals geheißen. Immerhin beehrte nun Präsident Vladimir Putin selbst die ca. 6 000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Religionsgemeinschaften, die sich am 27.–28. November 2023 im Kremlpalast in Moskau versammelten, mit einem Auftritt. Allerdings nur virtuell: Sein übergroßes Konterfei auf dem Bildschirm hinter der kleinen Gestalt von Patriarch Kirill zeigte dabei sinnbildlich die tatsächlichen Machtverhältnisse zwischen Staat und Kirche. Putin hielt eine Schweigeminute für die gefallenen Russen im Krieg gegen die Ukraine und bezeichnete letzteren als „Kampf für Souveränität und Gerechtigkeit“, als nicht nur nationale Befreiung, sondern als Kampf für die Freiheit der ganzen Welt von Rassismus, Neonazismus und der Russophobie westlicher Eliten sowie für eine „beständige und stabile Weltordnung“ unter russischer Ägide. Besonders bedankte Putin sich bei Patriarch Kirill für seinen Beitrag zur Stärkung der Einheit der russischen Nation und seinen unermüdlichen Einsatz für die „spirituelle Wiedergeburt Russlands“.

Wiedergeburt, Wertetransformation und Revanche
„Die geistliche, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Wiedergeburt Russlands und des Russischen Volks“, die Stärkung russischer Staatlichkeit und der orthodoxen Kirche im Leben der Gesellschaft war auch das erklärte Ziel bei der Gründung des WKRV. Bei der Etablierung der Organisation spielte das Moskauer Patriarchat eine dominante Rolle. Der Historiker John B. Dunlop betrachtete die Institution 1995 als rechts-orientierte Organisation zwecks Wiederherstellung der UdSSR bzw. des Russischen Imperiums, die den russischen Einfluss auf das „kanonische Territorium“ der ROK, insbesondere auf das Baltikum, die Ukraine und Belarus wahren sollte. In der Tat vereinte das WKRV von Anfang an die stark nationalistischen Kräfte innerhalb der ROK, die 2007 mit einer „Russischen Doktrin“ von sich Reden machten.

Kirill, damals noch Metropolit von Smolensk und Leiter des Kirchlichen Außenamts, hatte die „Doktrin“ im Moskauer Danilov-Kloster persönlich vorgestellt und das Buch auf dem Rückdeckel gelobt: „Ich glaube, dass sich darin Gedanken finden, die für die Menschen auch noch in 10, 15 und 20 Jahren interessant sind.“ In der Einleitung fand sich die Aussage Putins vom Zerfall der UdSSR als „geopolitische Katastrophe“, ist von einem „Projekt konservativer Transformationen“ und dem Potenzial einer „historischen Revanche“ die Rede, die Russland zur Führungsmacht einer neuen stabilen Weltordnung mache. Das entspreche einem „Nationalismus ganz besonderer Qualität“, denn „die ‚russische Nation‘ verschmilzt andere Stämme und Völker zu einer russischen Über-Nation“. Grundbedingung für deren Erfolg sei allerdings das Bündnis des Staates mit der Kirche und die Orthodoxie als „Grundpfeiler nationaler Identität“.

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