Türkei: Bartholomaios sprach mit Erdogan über Papstbesuch und Chalki
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in Ankara empfangen. Themen des Gesprächs waren laut dem Infoportal OrthodoxTimes die Lage der Christen in Syrien, die Wiederaufnahme des Betriebs der Theologischen Hochschule von Chalki sowie der anstehende Papstbesuch 2025 in der Türkei anlässlich des 1700-Jahr-Jubiläums des Konzils von Nicäa.
Patriarch Bartholomaios drängte demnach den türkischen Präsidenten, seinen Einfluss geltend zu machen, um den Schutz des Lebens und die Sicherheit der Christen und aller Minderheiten in Syrien zu gewährleisten. Er betonte auch die historischen Bindungen zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem alten Patriarchat von Antiochien. Fast die Hälfte aller Christen in Syrien gehört dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochien an.
In dem Gespräch ging es laut OrthodoxTimes auch um die geplanten Feierlichkeiten zum 1700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa und den erwarteten Besuch von Papst Franziskus in der Türkei. Der Papst möchte gemeinsam mit Patriarch Bartholomaios zur historischen Stätte des Konzils reisen. Diese liegt in der heutigen Stadt Iznik, rund zwei Autostunden südlich von Istanbul. Eine diplomatische Delegation aus Rom war bereits zur Vorbesichtigung in Iznik. Einen offiziellen Termin für den Besuch gibt es noch nicht. Er soll dem Vernehmen nach aber möglichst nah am historischen Tagungsbeginn im Mai liegen.
In Nicäa/Iznik wurde 325 das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Bereits mehrfach hat Papst Franziskus seinen Willen geäußert, vor Ort an den Jubiläumsfeierlichkeiten teilzunehmen. Es wäre der zweite Türkei-Besuch von Franziskus nach 2014.
Patriarch Bartholomaios dankte bei dem Gespräch in Ankara dem türkischen Präsidenten für den Erlass einer Richtlinie zur Wiedereröffnung der Theologischen Hochschule von Chalki und bat um die Beschleunigung der entsprechenden Verfahren. Erdoğan sagte laut Bericht seine volle Unterstützung zu.
Das orthodoxe Priesterseminar von Chalki mit angeschlossener Theologischer Hochschule war bis zur Schließung durch den türkischen Staat 1971 die wichtigste theologische Einrichtung des Patriarchats von Konstantinopel und eine der führenden orthodoxen theologischen akademischen Stätten weltweit. Viele Theologen, Bischöfe und Patriarchen absolvierten dort ihr Studium, darunter auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios.
1971 wurde Chalki durch ein türkisches Gesetz geschlossen, das den Betrieb privater Universitäten untersagt. Die USA, die EU und Russland setzen sich seit Jahren für eine Wiedereröffnung ein. Die EU setzte das Thema in den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei mit Blick auf die Religionsfreiheit auf ihre Liste der Forderungen an Ankara.
Im Herbst hatten sich die Hinweise verdichtet, dass es mit einer Wiederaufnahme des Betriebs nun ernst werden könnte. OrthodoxTimes hatte schon im September berichtet, dass das türkische Bildungsministerium auf Anweisung von Präsident Erdoğan bald die Wiedereröffnung der Schule genehmigt. Laut Quellen aus dem Ökumenischen Patriarchat könnte die Theologische Hochschule, falls die Genehmigung erteilt wird, innerhalb von zwei Jahren mit der Aufnahme von Studierenden beginnen. Dieser Zeitplan hänge vom Abschluss der laufenden Restaurierungsarbeiten und der Klärung verschiedener administrativer und technischer Fragen ab, hieß es. Das betreffe etwa die Ernennung von Lehrkräften und die Abwicklung der Aufnahmeverfahren. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)