Armenien: Kirche ruft zur Unterstützung von Berg-Karabach auf
Bei Kämpfen in Berg-Karabach ist die historisch bedeutende armenisch-apostolische Erlöserkathedrale in der Stadt Schuschi beschädigt worden. Armenien wirft Aserbaidschan vor, die Kathedrale absichtlich beschossen zu haben. Das armenische Außenministerium bezeichnete den Beschuss als „monströses Verbrechen und Herausforderung für die zivilisierte Menschheit“. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium bestritt die Vorwürfe, die Armee nehme keine „historischen, kulturellen und vor allem religiösen Gebäude und Monumente ins Visier“.
Am 11. Oktober fand in allen Kirchen Armeniens und in der Diaspora ein Gebet für Frieden in Armenien und Berg-Karabach, für starke Grenzen und für „Kraft und Tapferkeit“ der armenischen Soldaten statt. In Etschmiadzin, dem Sitz des Oberhaupts der Armenischen Apostolischen Kirche, leitete Katholikos-Patriarch Karekin II. das Friedensgebet. In seiner Rede beklagte er die Opfer der Ende September ausgebrochenen Kämpfe und den Beschuss der Kathedrale. Dies „demonstriert wieder einmal die anti-armenische Politik der aserbaidschanischen Behörden, die in Aserbaidschan seit Jahrzehnten mit dem Ziel herrscht, Berg-Karabach frei von Armeniern zu sehen“. Alle Armenier hätten die „Pflicht und Verantwortung, in der Mission der Verteidigung der Heimat vereint zu sein“, um das Wohlergehen von Armenien und Berg-Karabach sicherzustellen. Das „Heldentum“ der armenischen Soldaten führe das ganze Volk zu „bedingungslosem Patriotismus, Einsatz und Hingabe zur Nation“, sagte Karekin weiter. Außerdem würdigte er die Bemühungen der Minsk-Gruppe der OSZE für einen Waffenstillstand und die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen. In einem früheren Statement warf die Armenische Apostolische Kirche Aserbaidschan vor, die Armenier aus Berg-Karabach vertreiben und ihre „kulturelle Präsenz“ zerstören zu wollen. Dabei würden auch zivile Siedlungen beschossen. Den Angriff auf die Kathedrale von Schuschi bezeichnete die Kirche als „Auswuchs extremer religiöser Intoleranz“.
Zahlreiche Religionsvertreter äußerten sich zum Konflikt im Südkaukasus und riefen zur Beendung der Kampfhandlungen und zu Verhandlungen auf. Der russische Patriarch Kirill drückte den Bewohnern Berg-Karabachs sein tiefes Mitleid aus. Zugleich verwies er auf das Friedensengagement der Russischen Orthodoxen Kirche seit dem Beginn des Konflikts gemeinsam mit den religiösen Anführern von Armenien und Aserbaidschan. Diese erinnerte er an den von ihnen beschrittenen „weiten Weg“, um zu verhindern, dass sich die Auseinandersetzung in einen interreligiösen Konflikt verwandelt, und um die Probleme friedlich zu lösen. Nun müssten alle von ihnen einzeln und gemeinsam „alles Mögliche tun, um das Blutvergießen zu beenden“. Der Patriarch gab zu bedenken, dass Armenien und Aserbaidschan Nachbarn sind und bleiben und ihre Bevölkerungen in jedem Fall würden Seite an Seite leben müssen.
Papst Franziskus begrüßte den von Russland vermittelten Waffenstillstand, auch wenn er sehr prekär sei. Zugleich drückte er sein Mitgefühl für das Leiden der Betroffenen aus und betete für eine Fortsetzung der Waffenruhe. Der Waffenstillstand wurde bereits kurz nach der Vereinbarung wieder gebrochen. Der Ökumenische Rat der Kirchen rief alle Beteiligten zur sofortigen Beendigung aller militärischen Handlungen auf. Dessen Generalsekretär Ioan Sauca forderte die Einhaltung des Waffenstillstands und die Aufnahme eines „konstruktiven Dialogs zum Schutz von Menschenleben und -rechten“ und verurteilte „jeden gezielten Angriff auf religiöse und kulturelle Stätten des jeweils anderen“. Er hoffe, dass sich die religiösen Oberhäupter und Institutionen gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern um ein Ende des Konflikts bemühen.
Die Armenische Apostolische Kirche erhielt zudem Unterstützungsbekundungen verschiedener Kirchen. So drückte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, in einem Brief seine Solidarität aus. Auch Erzbischof Hieronymos (Liapis) von Athen, das Oberhaupt der Griechischen Orthodoxen Kirche, sicherte in einem Brief dem Katholikos und allen Armeniern seine „Unterstützung und Mitgefühl“ zu. (NÖK)
Ende September ist der "gefrorene Konflikt" um Berg-Karabach zwischen Armenien und Aserbaidschan wieder ausgebrochen, die Kampfhandlungen fordern Tote und Verletzte. Harutyun G. Harutyunyan geht auf die Reaktionen der Armenischen Apostolischen Kirche ein.
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