Armenien: Katholikos Karekin warnt vor Völkermord in Berg-Karabach
Katholikos Karekin II., Oberhaupt der Armenisch-apostolischen Kirche, hat in einer Botschaft an die Weltgemeinschaft appelliert, das „Verbrechen“, das Aserbaidschan gerade an der armenischen Bevölkerung von Berg-Karabach (Artsach) verübt, nicht tatenlos hinzunehmen. Der „Latschin-Korridor“ – die einzige Verbindung von Armenien nach Berg-Karabach sei die Lebensader für die Armenier von Artsach, die durch ein Abkommen vom November 2020 eigentlich gesichert sei. Unter Verletzung seiner internationalen Verpflichtungen habe Aserbaidschan die Straße aber blockiert. Nun bahne sich eine schwere humanitäre Krise von historischem Ausmaß an.
Die 120‘000 Einwohner von Artsach seien seit Tagen von der Außenwelt isoliert. Karekin sprach in seiner Botschaft auch von der Gefahr eines Völkermords an der armenischen Bevölkerung von Artsach.
Es mangle bereits an Nahrungsvorräten, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Dingen. Mehr als 1100 Artsach-Armenier seien auf der blockierten Straße gestrandet und könnten nicht in ihre Häuser und zu ihren Familien zurückkehren. Unter den 1100 Personen befänden sich auch ältere, hilfsbedürftige Menschen und 270 Kinder.
Noch alarmierender sei, so der Katholikos, dass Aserbaidschan die Gasversorgung von Armenien nach Artsach unterbrochen habe. Die Bevölkerung kämpfe auch in dieser Hinsicht nun bei Minusgraden ums Überleben. „Krankenhäuser, Schulen und Sozialdienste sind nicht in der Lage, ordnungsgemäß zu arbeiten; die Aussichten sind düster“, so der Katholikos. Aserbaidschan sei dabei, die armenische Bevölkerung Berg-Karabachs zu eliminieren. Und mit anderen Worten noch deutlicher: „Wir sind Zeugen bewusster und konkreter Schritte zur ethnischen Säuberung und zum Völkermord an der armenischen Bevölkerung von Artsach.“
Der Katholikos forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, entschlossen zu handeln. Die Handlungen Aserbaidschans müssten verurteilt und gegen das Land Sanktionen verhängt werden, „um das armenische Volk von Artsach vor der drohenden Vernichtung zu bewahren“. In gleicher Weise appellierte Karekin auch an die Oberhäupter der Kirchen weltweit, sich bei ihren Regierungen für entsprechende Maßnahmen stark zu machen. Zudem brauche es dringend internationale humanitäre Hilfe für die Menschen in Artsach. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)