Georgien: Aktivistin für Angriff auf Stalin-Ikone verurteilt
Das Stadtgericht von Tbilisi hat am 2. Februar die Aktivistin Nata Peradze zu fünf Tagen Arrest verurteilt. Peradze hatte im Januar in der Kathedrale von Tbilisi einen Farbanschlag auf eine Ikone verübt, weshalb ein Verfahren wegen geringfügigem Rowdytum gegen sie eröffnet wurde. An der Gerichtsverhandlung nahm Peradze nicht teil, die Polizei verhaftete sie zuhause. Am nächsten Tag focht die „Vereinigung junger Juristen Georgiens“, die sie vor Gericht vertritt, das Urteil an. Die Ikone hatte keinen Schaden genommen, da sie hinter Glas war.
Die Ikone der Hl. Matrona von Moskau hatte im Januar in Georgien eine hitzige Kontroverse ausgelöst, weil die Heilige auf einem der Seitenbilder mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin zu sehen war. Die Georgische Orthodoxe Kirche (GOK) entfernte die Ikone aus der Kathedrale und forderte die Stifter auf, die Darstellung zu ändern. Parlamentssprecher Schalwa Papuaschwili nannte den Anschlag auf die Ikone eine Fortsetzung der Kampagne der radikalen Opposition zur Verleumdung der GOK. Die „Pseudoliberalen“ seien bewaffnete Bolschewiken, die die „Kuppeln von unserer Kirche reißen wollen“. Die Regierungspartei Georgischer Traum hatte zudem am 10. Januar angekündigt, einen Gesetzesentwurf vorzulegen, um strengere Strafen für die „Beleidigung von religiösen Gebäuden und Objekten“ einzuführen.
Am 3. Februar fand eine Solidaritätskundgebung für Nata Peradze vor der Hauptverwaltung der Polizei in Tbilisi statt. Unter anderem leerten die Demonstrierenden blaue Farbe über Bilder von Stalin – Peradze hatte blaue Farbe auf die Ikone gespritzt. Das Vorgehen gegen die Aktivistin bedeute eine „Russifizierung und Sowjetisierung, mit der sich weder Nata Peradze noch die Gesellschaft jemals abfinden werden“, erklärte ein Teilnehmer gegenüber Journalisten. Mit dem Urteil drohe der Staat allen, die sich in Georgien gegen die Sowjetunion äußerten. (NÖK)