Russland: Patriarch Kirill glaubt an göttliche Hilfe zum Sieg im Krieg
Am Tag des Hl. Georg hat der russische Patriarch Kirill die Bedeutung des Glaubens und des Gebets für den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg betont und dabei Parallelen zur aktuellen Situation gezogen. Der Große Vaterländische Krieg habe tatsächlich am 6. Mai, dem Tag des Hl. Georg, geendet, weil unzählige Menschen für den Sieg gebetet hätten. Es sei das „größte Wunder“ des Heiligen, denn der Feind sei damals um ein Vielfaches überlegen gewesen.
In seiner Predigt sagte Patriarch Kirill, der Zweite Weltkrieg sei nicht „ein Krieg gegen Deutschland“ gewesen, sondern „ein Krieg gegen ganz Europa“, da dieses unter die Herrschaft des deutschen Faschismus gefallen war. Eigentlich hätte die Sowjetunion gegen den überlegenen Gegner keine Chance gehabt, führte Kirill aus, aber dennoch hätten ihre Bürger sich nicht ergeben. Doch erst die „Wiedergeburt des Glaubens“ mit den Gebeten unzähliger Menschen hätten in Kombination mit dem heldenhaften und selbstlosen Kampf die Güte Gottes auf das Land gelenkt. Er glaube, dass wenn das russische Volk auch weiterhin seinen Glauben festige und die russischen Streitkräfte beteten, dann „wird der Sieg mit uns sein“.
Die aktuelle Lage schätzt der Patriarch als sehr schwierig ein, denn „der Feind zieht wieder gegen die heilige Rus‘“. Dank Gottes Gnade sei die Rus‘ inzwischen ein „mächtiger, in kriegerischer Hinsicht wirklich unbesiegbarer Staat“ geworden, und doch gebe es im Ausland Träume, das Land mit Gewalt zu erobern. Deshalb sollte darum gebetet werden, dass Russland „einig, unteilbar, stark und, am wichtigsten, unabhängig und frei“ bleibe. Denn – wie Kirill schon mehrfach erklärte – sei Russland heute „eine Insel der Freiheit“. Dabei schlug Kirill auch wieder einen Bogen zum Thema LGBTQI-Rechte: auch auf Befehl der Mächtigen dieser Welt „verstoßen wir nicht gegen das göttliche Gesetz. Für uns ist die Ehe ein Bund zwischen Mann und Frau.“ Dank dieser Haltung betrachteten viele Russland als Beispiel, andere aber wollten „diese für viele attraktive Alternative der zivilisatorischen Entwicklung“ zerstören.
Am Vorabend des 9. Mais, der in Russland als Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg groß gefeiert wird, legte Patriarch Kirill einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten in Moskau nieder. Danach wandte er sich an die anwesenden Militärangehörigen, um ihnen zu danken und den Stellenwert der Armee für die Unabhängigkeit des Landes zu betonen. Wieder hob er die Unabhängigkeit als zentrale Eigenschaft Russlands hervor, so sagte er, das Land „zählt zu einer sehr kleinen Menge Länder, die unabhängig sind“. Um unabhängig und frei zu sein und das Leben nach dem Willen des Volks zu gestalten, müssten die Streitkräfte „unbesiegbar“ sein. An die anwesenden Geistlichen gewandt, betonte der Patriarch die zentrale Rolle, die das Gebet und der Glaube für die Stärke des Landes sowie die „Mobilisierung der geistlichen Kräfte“ spielten. Um in Sicherheit zu sein, müsse Russland gefürchtet sein, und gefürchtet werde derjenige, der stark sei. Deshalb gelte es, für das Vaterland, den Präsidenten, die Machthabenden, die Armee und das Volk zu beten.
Patriarch Kirill war unter den Ehrengästen an der Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau am 9. Mai. Begleitet wurde er von Mitgliedern des Hl. Synods, namentlich dem Metropoliten von St. Petersburg, Varsonofij (Sudakov), dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij (Sevrjuk), und dem Geschäftsführer des Moskauer Patriarchats, Metropolit Dionisij (Porubaj). Anlässlich des Feiertags richtete Kirill Gratulationsschreiben an mehrere Staatsbeamte, darunter den russischen Präsidenten Vladimir Putin und Verteidigungsminister Sergej Schojgu.
Zudem begann am 6. Mai mit dem Gottesdienst von Patriarch Kirill zum Tag des Hl. Georg die Aktion „Allrussisches Bittgebet für den Sieg“. Die Aktion soll bis im Oktober 2023 dauern und ist eine Initiative des Allrussischen Volkskonzils mit dem Segen des Patriarchen. Dabei soll ein Teil der Reliquien des Hl. Georg durch ganz Russland gefahren werden und an verschiedenen Orten Bittgottesdienst stattfinden. Das Ziel dieser „staatlich-kirchlichen Aktion“, an der sich Gouverneure und Metropoliten beteiligen, sei die „Konsolidierung des Volks“, heißt es vonseiten des Allrussischen Volkskonzils. (NÖK)