Russland: Gedenken an 1917 in der Russischen Orthodoxen Kirche
23. November 2017
Anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution hat sich Metropolit Ilarion (Alfejev) ablehnend gegenüber der Idee einer Revolution geäußert. Mit Blick auf 1917 sagte der Leiter des Kirchlichen Außenamts des Moskauer Patriarchats, Russland habe „die Chance auf viel größere Erfolge“ gehabt, wenn es sich nicht auf einem „revolutionären, sondern evolutionären Weg entwickelt“ hätte. Vor der Revolution habe das Land über riesiges Potenzial verfügt, die Wirtschaft sei kräftig gewachsen. Die damaligen Reformen seien zwar umstritten gewesen, doch das sei heute nicht anders, so Ilarion.
Im Interview mit dem russischen Fernsehsender „Rossija 24“ in der Sendung „Cerkov i mir“ („Kirche und Welt“) machte der Metropolit deutlich, dass er grundsätzlich jede Revolution ablehnt. Auch heute sei es fragwürdig, die „Autorität zu erschüttern“, Ausländer hereinzulassen, die „mit ausländischem Geld unsere Macht untergraben“, diese dann selbst ergreifen und „uns mit Massenrepressionen ‚beglücken‘“. Vor 100 Jahren sei es versäumt worden, den evolutionären Weg zu gehen, obwohl diese Möglichkeit damals wie heute bestanden habe. Stattdessen habe Russland „für die Revolution einen sehr hohen Preis gezahlt. Es hat mit Millionen von Leben dafür bezahlt.“ Daher bedeute das Jubiläum für die Kirche in erster Linie das Gedenken an die zahllosen unschuldigen Opfer. Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) hat im Jahr 2000 über 1000 Neumärtyrer heiliggesprochen, und seither noch einmal so viele. Zu Ehren dieser Neumärtyrer wurde im Mai 2017 im Sretenskij-Kloster eine riesige Kirche geweiht.
Metropolit Ilarion rief zudem dazu auf, die „Lektion der Geschichte“ nicht zu vergessen. Die wichtigste Lektion der Revolution und ihrer Folgen sei die Erkenntnis, dass ohne Gott keine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden könne. Anders sieht das Aleksandr Schtschipkov, der stellvertretende Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche, Gesellschaft und Medien. In einem Vortrag in Moskau erklärte er, der Sowjetunion sei es gelungen, einen „Sozialstaat“ aufzubauen. Dieser sei zwar nicht perfekt gewesen, aber kostenlose Bildung und medizinische Versorgung sowie soziale Gleichheit seien bemerkenswerte Errungenschaften gewesen. Für den Kollaps des Systems, kaum sei es errichtet gewesen, macht Schtschipkov insbesondere die „systematischer Negierung der Tradition als wichtigen Bestandteil der russischen Identität“ verantwortlich.
Die ROK begeht das Revolutionsjubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen, so einer internationalen Konferenz an der St.-Tichon-Universität in Moskau zum Thema „Konzil und Konziliarität: 100 Jahre seit dem Beginn der neuen Epoche“, das dem 100-Jahr-Jubiläum des Landeskonzils der ROK 1917–1918 gewidmet ist. Am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO) fand bereits am 25. Oktober 2017 eine Podiumsdiskussion zum Jubiläum des Landeskonzils statt. Vom 31. Oktober bis 1. November fand außerdem eine Konferenz zum Revolutionsjubiläum statt, die von der ROK, dem MGIMO, dem russischen Außenministerium und der Organisation im Ausland lebender Russen gemeinsam organisiert wurde. Sowohl der russische Außenminister Sergei Lavrov als auch Metropolit Ilarion strichen in ihrer jeweiligen Eröffnungsrede die russische Emigration als wichtige Folge der Revolution heraus. Dabei betonten sie den Beitrag, den russische Emigranten in ihren Aufnahmeländern geleistet hätten, und lobten zugleich die Bewahrung ihrer russischen Identität.
Daneben finden auch Ausstellungen zum Thema statt, so zeigt das Museum für Religionsgeschichte in St. Petersburg eine Schau mit dem Titel „Von der Monarchie zu den Räten. Die Kirche zur Zeit der revolutionären Erschütterungen 1905–1917“. Bei dieser Gelegenheit zeigt das Museum zahlreiche Objekte, wie Ikonen, Fotos, Bücher, Skulpturen, aus seiner Sammlung zum ersten Mal. Seit 2017 beteiligt sich die ROK auch an der monumentalen nationalpatriotischen Ausstellung „Russland – meine Geschichte“. Die multimediale Ausstellung, deren historische Genauigkeit umstritten ist, kann in Moskau und 16 weiteren russischen Städten besucht werden. (NÖK; mit Material von Kathpress)
Im Interview mit dem russischen Fernsehsender „Rossija 24“ in der Sendung „Cerkov i mir“ („Kirche und Welt“) machte der Metropolit deutlich, dass er grundsätzlich jede Revolution ablehnt. Auch heute sei es fragwürdig, die „Autorität zu erschüttern“, Ausländer hereinzulassen, die „mit ausländischem Geld unsere Macht untergraben“, diese dann selbst ergreifen und „uns mit Massenrepressionen ‚beglücken‘“. Vor 100 Jahren sei es versäumt worden, den evolutionären Weg zu gehen, obwohl diese Möglichkeit damals wie heute bestanden habe. Stattdessen habe Russland „für die Revolution einen sehr hohen Preis gezahlt. Es hat mit Millionen von Leben dafür bezahlt.“ Daher bedeute das Jubiläum für die Kirche in erster Linie das Gedenken an die zahllosen unschuldigen Opfer. Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) hat im Jahr 2000 über 1000 Neumärtyrer heiliggesprochen, und seither noch einmal so viele. Zu Ehren dieser Neumärtyrer wurde im Mai 2017 im Sretenskij-Kloster eine riesige Kirche geweiht.
Metropolit Ilarion rief zudem dazu auf, die „Lektion der Geschichte“ nicht zu vergessen. Die wichtigste Lektion der Revolution und ihrer Folgen sei die Erkenntnis, dass ohne Gott keine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden könne. Anders sieht das Aleksandr Schtschipkov, der stellvertretende Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche, Gesellschaft und Medien. In einem Vortrag in Moskau erklärte er, der Sowjetunion sei es gelungen, einen „Sozialstaat“ aufzubauen. Dieser sei zwar nicht perfekt gewesen, aber kostenlose Bildung und medizinische Versorgung sowie soziale Gleichheit seien bemerkenswerte Errungenschaften gewesen. Für den Kollaps des Systems, kaum sei es errichtet gewesen, macht Schtschipkov insbesondere die „systematischer Negierung der Tradition als wichtigen Bestandteil der russischen Identität“ verantwortlich.
Die ROK begeht das Revolutionsjubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen, so einer internationalen Konferenz an der St.-Tichon-Universität in Moskau zum Thema „Konzil und Konziliarität: 100 Jahre seit dem Beginn der neuen Epoche“, das dem 100-Jahr-Jubiläum des Landeskonzils der ROK 1917–1918 gewidmet ist. Am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO) fand bereits am 25. Oktober 2017 eine Podiumsdiskussion zum Jubiläum des Landeskonzils statt. Vom 31. Oktober bis 1. November fand außerdem eine Konferenz zum Revolutionsjubiläum statt, die von der ROK, dem MGIMO, dem russischen Außenministerium und der Organisation im Ausland lebender Russen gemeinsam organisiert wurde. Sowohl der russische Außenminister Sergei Lavrov als auch Metropolit Ilarion strichen in ihrer jeweiligen Eröffnungsrede die russische Emigration als wichtige Folge der Revolution heraus. Dabei betonten sie den Beitrag, den russische Emigranten in ihren Aufnahmeländern geleistet hätten, und lobten zugleich die Bewahrung ihrer russischen Identität.
Daneben finden auch Ausstellungen zum Thema statt, so zeigt das Museum für Religionsgeschichte in St. Petersburg eine Schau mit dem Titel „Von der Monarchie zu den Räten. Die Kirche zur Zeit der revolutionären Erschütterungen 1905–1917“. Bei dieser Gelegenheit zeigt das Museum zahlreiche Objekte, wie Ikonen, Fotos, Bücher, Skulpturen, aus seiner Sammlung zum ersten Mal. Seit 2017 beteiligt sich die ROK auch an der monumentalen nationalpatriotischen Ausstellung „Russland – meine Geschichte“. Die multimediale Ausstellung, deren historische Genauigkeit umstritten ist, kann in Moskau und 16 weiteren russischen Städten besucht werden. (NÖK; mit Material von Kathpress)