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Russland: Orthodoxe Patriarchen unterstützen russische Nahostpolitik

21. Dezember 2017
Der russische Präsident Wladimir Putin ist am Montag nach Syrien und in die Türkei gereist und wird am Abend in Kairo erwartet. Internationale Beobachter beschrieben seine Reise und seine Auftritte als die des "neuen starken Mannes in Nahost", was auch damit zu tun habe, dass sich die USA unter Donald Trump immer mehr ins Abseits manövriert haben. Bereits in der Vorwoche wurde der Triumph Russlands - insbesondere auch in Syrien - groß gefeiert. Den Rahmen bildete das Jubiläum "100 Jahre Restauration des Moskauer Patriarchats". Die angereisten orthodoxen Patriarchen und landeskirchlichen Primas-Erzbischöfe wurden von Putin im Moskauer Kreml empfangen. Die Kirchenoberhäupter begrüßten dabei die russische Nahostpolitik.

Erstmals seit Beginn des russischen Militäreinsatzes in Syrien besuchte Putin am Montag die Luftwaffenbasis Hamaimim in der Provinz Latakia. Dort gab er Order zur Einleitung des Rückzugs, meldeten die russischen Agenturen TASS, Interfax und RIA Novosti. Auf dem Stützpunkt habe Putin auch den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad getroffen.

Russland gilt als militärische Schutzmacht der syrischen Regierung. Seit September 2015 fliegt das russische Militär Luftangriffe und unterstützt damit die syrische Armee. Erst im November hatte Putin den syrischen Machthaber Assad überraschend in Sotschi empfangen. Dabei hatte er bereits angedeutet, dass sich der Militäreinsatz in dem Land dem Ende nähere.

Die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Restauration des Moskauer Patriarchats hatten Russlands Kirche und Regierung ein ideales Szenario gegeben, um eine Aufführung von geballter politisch-kirchlicher Kraft darbieten zu können. Am 4. Dezember wurden alle Patriarchen - bis auf Bartholomaios von Konstantinopel, der sich entschuldigen ließ - von Wladimir Putin am Präsidentensitz von Novo Ogaryovo empfangen. Der russische Präsident berichtete, durch seinen militärischen Beitrag die "Terroristen" in ganz Syrien besiegt zu haben, "einschließlich der historisch christlichen Gebiete". Er führte nach dem Empfang der Gruppe noch ein separates Gespräch mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Youhanna X. von Antiochien, der in Damaskus lebt.

Youhanna X. berichtete, dass in Syrien seit 2011 mehr als 120 Kirchen zerstört wurden. Im Hinblick auf die Situation der beiden vor vier Jahren entführten Metropoliten von Aleppo, Boulos Yazigi (griechisch-orthodox) und Mar Gregorios Youhanna Ibrahim (syrisch-orthodox), sagte er im Anschluss vor Journalisten, er glaube an deren Überleben und sei "optimistisch", dass es zu einer Lösung kommen werde. Boulos Yazigi ist der leibliche Bruder von Patriarch Youhanna, von den beiden Metropoliten fehlt bis heute jede Spur. Ausdrücklich dankte der Patriarch Präsident Putin "und dem ganzen russischen Volk" für das Eingreifen in Syrien.

Youhanna X. hob auch beim Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow hervor, dass in den beiden letzten Jahren "mit Hilfe der russischen Armee" der Terrorismus zerstört werden konnte. Er sei dankbar für die weiterhin andauernde Unterstützung Russlands. Syrien befinde sich jetzt in einem Prozess der Suche nach einer friedlichen politischen Lösung. Auch dabei sei Russland involviert, erinnerte Youhanna X. und verwies auf die Verhandlungen in Astana und Genf sowie den in Vorbereitung befindlichen "nationalen Dialog" in Sotschi.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill wies bei den 100-Jahr-Feiern wiederum darauf hin, dass die Verfolgungen, die die russische Kirche erleiden musste, sie sensibel "für die Leiden unserer Brüder und Schwestern, wo auch immer sie leben mögen", gemacht habe. Kyrill sprach seinem antiochenischen Amtskollegen das Beileid für die vielen Opfer aus, die "um des Namens Christi willen getötet oder vertrieben wurden".

Der Moskauer Patriarch erinnerte daran, dass die im Juli 2013 zur 1‘025-Jahr-Feier der "Taufe der Rus" in Moskau versammelten Oberhäupter der orthodoxen Kirchen an Präsident Putin appelliert hatten, die Christen im Nahen Osten zu verteidigen. Russland habe auf Ersuchen der legalen Regierung in Damaskus in den überaus gefährlichen Konflikt in Syrien eingegriffen, der den ganzen Nahen Osten bedroht habe. Aber Präsident Putin habe sich auch immer auf den einmütigen Hilfsappell der Oberhäupter der orthodoxen Kirchen bezogen. Heute sei nahezu das ganze Territorium Syriens befreit, "wir hoffen zu Gott, dass der Krieg bald aufhört und die Menschen in ihre Heimstätten zurückkehren können".

Die russisch-orthodoxe Kirche bemühe sich jetzt um konkrete Hilfe für die von den bewaffneten Konflikten betroffene Bevölkerung in Syrien. Mehrere große Hilfsaktionen - u.a. für arme Familien in Latakia und Maaloula und für das Patriarchale Al Hosn-Krankenhaus in Homs - seien bereits durchgeführt worden. Das Moskauer Patriarchat arbeite bei diesen Hilfsaktionen mit anderen Konfessionen und russischen Regierungsstellen zusammen. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)