Lettland: Lutheraner erwägen Austritt aus der GEKE
Die Pfarrkonferenz der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands (ELKL) hat sich dafür ausgesprochen, dass die Synode 2020 über die weitere Mitgliedschaft der ELKL in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) entscheiden soll. Zugleich sprach sich die am 21. November in Riga tagende Pfarrkonferenz dafür aus, einen Antrag auf Vollmitgliedschaft im Internationalen Lutherischen Rat (ILC) zu stellen, wie die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) in Hannover mitteilte.
Die SELK steht nach eigenen Angaben mit der ELKL in „geregelten partnerschaftlichen Verhältnissen“. Der ILC ist eine weltweite Gemeinschaft „konfessionsgebundener“ evangelisch-lutherischer Kirchen unter dem derzeitigen Vorsitz von SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt. Dem ILC gehören 54 Kirchen mit rund 7,15 Mio. Kirchgliedern an. Er ist nach dem Lutherischen Weltbund (LWB) mit 148 Mitgliedskirchen, denen mehr als 75,5 Millionen Christinnen und Christen angehören, die zweitgrößte weltweit agierende Gemeinschaft lutherischer Kirchen. Die ELKL ist bisher auch Mitglied im LWB. Doch nach der Abschaffung der Frauenordination in der ELKL 2016 lässt sich eine Hinwendung der Kirche zum konservativeren ICL beobachten, da die lettischen Lutheraner unter den anderen LWB-Kirchen „spürbar marginalisiert“ seien, so Erzbischof Jānis Vanags.
Die ELKL war in den 1970er Jahren unter Erzbischof Jānis Matulis der GEKE (damals: Leuenberger Konkordie) beigetreten. Leitend war damals der Gedanke, während der sowjetischen Besatzung Lettlands Kontakte zu westlichen Kirchen pflegen zu können. Die GEKE ist eine Kirchengemeinschaft von Kirchen unterschiedlichen Bekenntnisses auf der Grundlage der Leuenberger Konkordie. Ihr gehören reformierte, unierte, lutherische, methodistische Kirchen und weitere Konfessionen an, die untereinander die volle Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft festgestellt und gegenseitig die geistlichen Ämter und die Gültigkeit der Sakramente anerkannt haben. Die SELK und andere Kirchen des ILC sind der GEKE nicht beigetreten, unter anderem wegen der differierenden Positionen im kirchlichen Amtsverständnis und in der Abendmahlslehre.
Nach dem Willen der Pfarrkonferenz soll sich die Synode auch mit dem Verhältnis zur Gemeinschaft von Porvoo befassen. Die Porvoo-Gemeinschaft ist ein nicht-institutioneller Zusammenschluss von ursprünglich zehn, mittlerweile 13 europäischen Kirchen anglikanischer und evangelisch-lutherischer Konfession. Er entstand durch die in der „Porvooer Gemeinsamen Feststellung“ enthaltene „Porvoo-Erklärung“, eine Vereinbarung, die 1992 im finnischen Porvoo verabschiedet wurde und die volle Kirchengemeinschaft zwischen den beteiligten Kirchen feststellt. Dort nimmt die ELKL einen Beobachterstatus ein. Geklärt werden soll nun, ob ein weiteres Engagement in der Porvoo-Gemeinschaft angestrebt werden soll. (NÖK)