Litauen: Orthodoxe Priester wollen das Moskauer Patriarchat verlassen
Drei litauische orthodoxe Priester bereiten einen Appell an den Ökumenischen Patriarchen Barholomaios vor, in dem sie ihn bitten, die Jurisdiktion wechseln zu dürfen. Die orthodoxe Eparchie von Litauen untersteht dem Moskauer Patriarchat und ist eine von neun „traditionellen Religionsgemeinschaften“ in Litauen. Etwa vier Prozent der litauischen Bevölkerung bekennen sich gemäß dem Zensus von 2021 zur Orthodoxie. Gintaras Sungaila, einer der Priester, erklärte, es werde einen Appell von Geistlichen und Gemeinden sowie einen Appell der Behörden zur Unterstützung geben. Sieben Priester würden den Appell sicher unterstützen, und Sungaila erwartet, dass sich weitere anschließen werden. In Litauen gibt es ungefähr 60 orthodoxe Priester. Wie lange der Prozess dauern wird, ist unklar, aber Sungaila ist zuversichtlich, dass Patriarch Bartholomaios die Priester bald in das Ökumenische Patriarchat aufnehmen wird.
Die Priester Gintaras Sungaila, Vitalijus Mockus und Vitalis Dauparas wurden von Metropolit Innokentij (Vasiljev), dem Oberhaupt der Eparchie, von ihrem Pflichten in der Kirche suspendiert, Sungaila und Dauparas dürfen auch keine Gottesdienste mehr abhalten. Die Priester begründeten ihren Schritt damit, dass die Unterstützung des russischen Patriarchen Kirill für den Krieg in der Ukraine bei ihnen einen Gewissenskonflikt verursache. Der Ablösungsprozess habe vor langem begonnen und sei ein „Prozess des Gewissens“. Die Unterstellung unter einen anderen orthodoxen Bischof bedeute keine Trennung, sondern einen internen Prozess als Reaktion auf die „Ideologie, die das Moskauer Patriarchat leider im Griff hat“, sagte Vitalis Dauparas. Innokentij hatte die drei Priester der Verschwörung bezichtigt, da sie planten, die Jurisdiktion zu wechseln. Im März hatte Innokentij den Krieg in der Ukraine scharf verurteilt und erklärt, seine Meinung unterscheide sich von Kirills. Zudem hatte er in Aussicht gestellt, seine Eparchie werde nach mehr Unabhängigkeit streben.
Diese Position unterstrich Innokentij erneut am 30. April und rief die Geistlichen zur Umkehr auf ihrem Weg des Schismas auf. Anlässlich des 675. Jahrestags der Märtyrer von Vilnius fanden eine Liturgie und eine Kreuzesprozession mit rund 1000 Teilnehmern statt, der die betreffenden Geistlichen fernblieben. Damit hätten sie sich faktisch bereits der orthodoxen Kirche in Litauen entgegengestellt und in den Augen der gesamten Gesellschaft ihre schismatische Position bestätigt. Ihr Hauptargument, mit dem „sie ihre Ziele verschleierten“, verfange nicht, denn die Kirche habe den Krieg in der Ukraine klar verurteilt und bete für sein Ende. Mit Trauer und Schmerz rufe er die Geistlichen auf, zu bereuen und von ihrem Weg abzulassen.
Unterstützung erhalten die Priester dagegen von Remigijus Simasius, dem Bürgermeister von Vilnius. Die Zugehörigkeit der orthodoxen Kirche in Litauen zum Moskauer Patriarchat findet er unnatürlich und unangemessen. Das russische Außenministerium kritisierte die Haltung des Bürgermeisters von Vilnius. Dabei handle es sich erneut um „offenen Druck eines Staates auf die kanonische orthodoxe Kirche in Europa“ und eine direkte staatliche Einmischung in den religiösen Bereich. Es rief zur „strengen Befolgung allgemein anerkannter Rechtsnormen in Bezug auf die Nichteinmischung in die Angelegenheiten der Kirche und die Beachtung der Religionsfreiheit aller Bürger und Konfessionen in Litauen“ auf. (NÖK)