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Türkei: Bartholomaios fordert gemeinsames weltweites Handeln gegen Klimawandel

12. September 2019

Der Klimawandel und die aktuelle Umweltproblematik zeigten auf, „dass die Welt eine Einheit bildet, denn unsere Probleme sind global und allen gemeinsam“. Um die Gefahren abzuwehren, bedürfe es deshalb eines gemeinsamen Weges und Handelns. Das schreibt der Ökumenische Patriarch Bartholomaios in seinem Hirtenbrief zum Schöpfungstag (1. September). „Es ist unvorstellbar, dass die Menschheit in Kenntnis der Größe dieser Problematik sich weiterhin so verhält, als ob sie keine Kenntnis davon hätte“, so das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.

Er übt einmal mehr scharfe Kritik am vorherrschenden Modell der wirtschaftlichen Entwicklung „mit dem Fetischismus der wirtschaftlichen Wachstumsindikatoren und der Gewinnmaximierung“. Weithin herrsche immer noch die Auffassung, „es gäbe keine andere Option“ und die Nichtanpassung an die unerbittliche Wirtschaftslogik führe zu unkontrollierten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situationen.

Diese Ansicht habe aber die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme noch verschärft und zugleich würden alternative Entwicklungsmöglichkeiten und die Macht sozialer Solidarität und Gerechtigkeit verkannt bzw.in Misskredit gebracht, so Bartholomaios. Er betont: „Die Sorge für den Schutz der Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für soziale Gerechtigkeit sind untrennbar miteinander verbunden.“

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel erinnerte an seinen Vorgänger Dimitrios, der vor 30 Jahren „die ganze orthodoxe und christliche Welt“ eingeladen hatte, am 1. September „zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung“. Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten.

Wichtig sei, dass sich diese Initiative nicht nur an die orthodoxen Gläubigen sondern letztlich an alle Menschen guten Willens richte, schreibt Patriarch Bartholomaios in seinem aktuellen Hirtenbrief. Die Sorge um die Umwelt sei dabei aber keine zusätzliche Aktivität des kirchlichen Lebens, sondern wesentlicher Ausdruck desselben. „Der Respekt vor der Schöpfung und ihre Bewahrung sind Dimension unseres Glaubens sowie Inhalt unseres Lebens in der Kirche und als Kirche.“ Das Leben der Kirche selbst sei „gelebte Ökologie“ bzw. „tätiger Respekt und Sorge für die Schöpfung“.

Für die Gemeinschaft der Gläubigen sei die Natur kein Objekt oder Gebrauchsmaterial für die Befriedigung der Bedürfnisse des Individuums und der Menschheit, „sondern etwas, was Gott als Person bewirkt, getan und erschaffen hat, der uns einlädt, sie zu respektieren und zu schützen“. So würden die Menschen zu „Mitarbeitern“ Gottes und zu „Verwaltern“ seiner Schöpfung.

Die orthodoxe Kirche ruft der Patriarch auf, sich noch aktiver für die praktische Anwendung der ökologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen des Glaubens einzusetzen. Gefordert seien die Erzbistümer und Metropolien, die Gemeinden und Klöster. Es gehe um ökologische Initiativen zum Schutz der Umwelt und vielfältige Programme für umweltfreundliches Verhalten. Besondere Sorgfalt verdiene die christliche Unterweisung der Jugend, „damit sie zur Entfaltung eines ökologischen Ethos und solidarischen Verhaltens angehalten wird“. Auch in die Lehrpläne der Theologischen Fakultäten müsse die ökologische Erziehung noch verstärkt Einzug halten, so der Patriarch: „Die großen Probleme der Menschheit können nicht ohne geistliche Orientierung gelöst werden.“

Der 1. September wird in der orthodoxen Kirche als „Tag der Bewahrung der Schöpfung“ begangen und ist zugleich der Beginn des Kirchenjahres. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)