Kroatien: Bischof verurteilt Gewalt gegen Serben
Der katholische Bischof von Požega, Antun Škvorčević, hat Übergriffe auf Serben in Knin und anderen slawonischen Ortschaften verurteilt. In einer Predigt zur Amtseinführung des Pfarrers von Daruvar, Zdravko Radoš, am 25. August drückte er den Opfern sein Mitgefühl aus. Dabei verwies er auf die Universalität der Erlösung, die gerade für die Tätigkeit des Pfarrers von Daruvar wichtig sei, da in seiner Gemeinde Kroaten, Tschechen, Serben und andere Nationalitäten lebten. Er müsse nicht nur Toleranz, sondern auch gegenseitigen Respekt und Gemeinschaft fördern.
Bischof Škvorčević forderte, dass Gläubige „jeden Menschen mit großer Achtung annehmen, andere niemals aus welchem Grund auch immer verachten, schon gar nicht aufgrund der nationalen Zugehörigkeit“. Zudem erklärte er, es sei „inakzeptabel, das Kroatentum in eine Ideologie des Hasses und der Gewalt zu verwandeln. Es ist ein Wertesystem, in das auch evangelische Prinzipien integriert sind, und wenn jemand die Angehörigen eines anderen Volks hasst und ihnen Gewalt antut, verletzt er auch das christliche Erbe, er handelt gegen Gottes Idee des Menschen“. Škvorčević distanzierte sich auch von Versuchen, die Vorfälle politisch auszunutzen und so neue Spaltungen und weiteres Misstrauen zu fördern.
In den letzten Monaten ist es in Kroatien mehrmals zu gewalttätigen Übergriffen auf kroatische Bürger serbischer Nationalität gekommen. Bischof Škvorčević hat sich bisher als einziger ranghoher Vertreter der katholischen Kirche in Kroatien öffentlich von den Taten distanziert. Zugleich hat die Kroatische Bischofskonferenz die kritischen Aussagen von Milorad Pupovac, dem Vorsitzenden der Unabhängigen Demokratischen Serbischen Partei und Abgeordneten des kroatischen Parlaments, in Bezug auf Kroatien entschieden zurückgewiesen. Die „Unwahrheiten und manipulativen Behauptungen“ brächten „Unruhe unter die kroatischen Bürger“ und verbreiteten Misstrauen. Zugleich verurteilte die Bischofskonferenz jedoch „jede Form der Gewalt, die von wem auch immer, wem auch immer angetan wird“.
Pupovac hatte in einem Interview für radiosarajevo.ba die Situation in Kroatien mit Blick auf „Frieden, Sicherheit, Respekt für die Verfassung und das Gesetz sowie internationale Abkommen“ als „nicht gut“ bezeichnet. Kroatien werde aufgrund der Intoleranz gegenüber anderen Völkern und Geschichtsrevisionismus zu einem „Faktor der Instabilität im ex-jugoslawischen Raum“. Übergriffe auf „Menschen, ihr Eigentum, ihre ethnische Zugehörigkeit“ hätten in den letzten Monaten zugenommen und seien „sehr ernst“. Darin unterscheide sich Kroatien vom restlichen Ex-Jugoslawien, wo die Zustände zwar auch nicht schön seien, Kroatien aber eine unrühmliche Spitzenposition einnehme.
Die Intoleranz und Gewalt seien eng mit dem Geschichtsrevisionismus verbunden, der in Kroatien darin bestehe, die Ustascha-Bewegung (eine faschistische Bewegung, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs im sog. Unabhängigen Staat Kroatien an der Macht war) zu rehabilitieren. Dabei spielten einzelne Vertreter des Episkopats der lokalen katholischen Kirche und des Klerus, einzelne Veteranenorganisationen, einzelne politische Parteien und Nichtregierungsorganisationen eine wichtige Rolle.
Kritik an Pupovacs Aussagen kam nicht nur von der katholischen Kirche, sondern auch vom kroatischen Premierminister Andrej Plenković. Sie seien „völlig unsachgemäß und inakzeptabel“. Er widersprach entschlossen der These, dass in Kroatien ein Klima herrsche, das Intoleranz gegenüber Minderheiten begünstige, und insbesondere, dass dafür die Politik und Regierung verantwortlich seien. Zugleich verurteilte er die „Angriffe auf Angehörige der serbischen nationalen Minderheit“ scharf und forderte von der Polizei, die Täter vor Gericht zu bringen. (NÖK)