Kroatien: Papstgesandter besucht früheres Todeslager Jasenovac
Der Apostolische Nuntius in Kroatien, Erzbischof Giorgio Lingua, hat anlässlich eines Aufenthalts in der Diözese Požega (Slawonien) das frühere Konzentrationslager Jasenovac besucht. In der katholischen Pfarrkirche zum Hl. Nikolaus feierte er gemeinsam mit dem katholischen Ortsbischof Antun Škvorčević und dem serbisch-orthodoxen Bischof von Slawonien Jovan (Čulibrk) einen ökumenischen Gedenkgottesdienst, berichtete die kroatische Nachrichtenagentur IKA. Er sei nicht nach Jasenovac gekommen, um zu urteilen, sondern „um zu beten, meine Knie zu beugen und mit all denen zu weinen, die geweint, gelitten und zu Gott geschrien haben“, sagte der Nuntius. Mit den Worten von Papst Franziskus aus dessen neuer Enzyklika „Fratelli tutti“ rief der Vatikandiplomat auf, zu vergeben, aber nicht zu vergessen. „Diejenigen, die vergeben, vergessen nämlich nicht. Aber sie weigern sich, von der gleichen zerstörerischen Kraft besessen zu werden, die ihnen Leid zugefügt hat. Sie durchbrechen den Teufelskreis und stoppen das Vordringen der zerstörerischen Kräfte. Sie beschließen, die Gesellschaft nicht weiterhin mit der Rachsucht anzustecken, die früher oder später wieder auf sie selbst zurückfällt. (...) Rache ist keine Lösung“, zitierte Lingua aus dem Anfang Oktober veröffentlichten Papst-Dokument.
Im Anschluss an das Gebet besuchte der Nuntius das serbisch-orthodoxe Kloster in Jasenovac und die Gedenkstätte zu Ehren der Opfer des Faschismus sowie Stara Gradiška, das frühere Außenlager des Konzentrationslagers. Jasenovac war im Zweiten Weltkrieg das größte Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager des faschistischen kroatischen Satellitenstaates (NDH) und zugleich nach Gefangenenzahlen eines der größten in ganz Europa.
Anlass des Besuches von Erzbischof Lingua in der Diözese Požega ist der bevorstehende Gedenktag der Hl. Theresa von Avila, die auch Patronin der Kathedrale von Požega ist. Die Diözese wurde erst 1997 im Pontifikat von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) errichtet und 2008 von Papst Benedikt XVI. (2005–2013) der Zagreber Kirchenprovinz zugeordnet. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)