Kroatien: Bischof für Zurückhaltung der Kirche bei Tagespolitik
Zu mehr Zurückhaltung von Bischöfen und Priestern in tagespolitischen Debatten in Kroatien hat der Mitte Oktober neu geweihte griechisch-katholische Eparch von Križevci, Milan Stipić, aufgerufen. Aufgabe des Klerus sei die Verkündigung des Evangeliums und die Bildung der Gläubigen, damit diese in ihren politischen und persönlichen Belangen selbstverantwortlich agieren und entscheiden können, betonte der 41-jährige Bischof in einem Interview für das liberale Internetmagazin otvoreno.hr. Stipić ist das Oberhaupt von 22’000 Katholiken des byzantinischen Ritus in Kroatien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina und einer der jüngsten katholischen Diözesanbischöfe weltweit.
Angesichts einer „fremdenfeindlichen Grundstimmung“ im Land steht die Kirche aus Sicht des Eparchen auch für einen entsprechenden nötigen Mentalitätswechsel der kroatischen Gesellschaft in der Pflicht: „Wir müssen eine neue Generation heranbilden, die keine Vorurteile und Ressentiments gegen Muslime, Juden, Orthodoxe, Protestanten und Katholiken kennt.“ Auch seine kleine griechisch-katholische Gemeinde – unter ihnen sind Kroaten genauso wie Ruthenen, Ukrainer, Ungarn und Slowaken – erfahre nach wie vor Ausgrenzung und Anfeindung vonseiten mancher Katholiken. Dies sei nicht hinnehmbar.
In dem Interview drängte Stipić zudem zu mehr Transparenz bei der Finanzgebarung der Kirche. Er halte es für das Recht der kroatischen Bevölkerung, zu wissen, wie die Kirche mit ihren Finanzen umgeht, verwies der Eparch auf das Beispiel der dalmatinischen Diözese Dubrovnik, die seit kurzem einen Rechenschaftsbericht veröffentlicht. Zugleich forderte Stipić einen bescheidenen und einfachen Lebensstil von Bischöfen und Priestern. Manchmal, so der Bischof, seien leider nach dem Fall des Kommunismus in der Kirche materielle Fragen zu wichtig geworden. Das habe Menschen berechtigterweise verärgert.
Den aktuell in Kroatien heftig diskutierten Religionsunterricht an öffentlichen Schulen hält Stipić für einen wesentlichen Bestandteil der Persönlichkeitsbildung. Jeder Schüler solle das Recht auf eine religiöse und menschliche Bildung innerhalb seiner Ausbildung haben, sei es im Religionsunterricht durch die je eigene Religionsgemeinschaft oder in einem Ethikunterricht.
Zu den jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus über einen rechtlichen Schutz homosexueller Lebensgemeinschaften stellte Stipić gegenüber otvoreno.hr klar, dass jeder Mensch unabhängig seiner persönlichen Neigungen das Recht auf Anerkennung und soziale Absicherung habe. Der Schlüssel zu einem guten Zusammenleben sei die Wertschätzung, die jeder dem anderen, unabhängig von dessen Lebensstil, Weltanschauung und Herkunft schulde.
Was den kirchlichen Segen für Menschen angehe, so habe er bei Haussegnungen noch nie danach gefragt, wer hier mit wem lebe. „Ich habe in meiner seelorglichen Tätigkeiten noch keinem einen Segen verwehrt, der mich darum bat“, so Bischof Stipić. Eine kirchliche Feier für gleichgeschlechtliche Paare halte er allerdings für ein falsches Signal, da es der Überzeugung von der Einzigartigkeit der Ehe zwischen Mann und Frau widerspreche. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)