Kroatien: Erste Tagung der katholisch-orthodoxen Dialogkommission zu Stepinac
Die Dialogkommission zwischen der Serbischen Orthodoxen Kirche und der Kroatischen Bischofskonferenz, die sich mit der Rolle des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac (1898–1960) vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen soll, ist erstmals in Rom zusammengekommen (s. RGOW 9/2015, 20–23). Bei der zweitägigen Sitzung Mitte Juli standen vor allem technische Fragen wie die Festlegung der Arbeitsmethode im Mittelpunkt. Der Erzbischof von Zagreb, Josip Kardinal Bozanić, lobte die offene und herzliche Gesprächsatmosphäre und erklärte, dass die Arbeit der Kommission „nicht nur wegen des seligen Alojzije notwendig ist, sondern auch unseretwegen“, da es erforderlich sei, das Leben und Wirken von Kardinal Stepinac besser zu erforschen. Die Serbische Orthodoxe Kirche hatte sich bezüglich einer möglichen Heiligsprechung von Stepinac brieflich an Papst Franziskus gewandt und schwere Bedenken im Hinblick auf dessen Rolle während der Zeit des sog. Unabhängigen Staats Kroatien im Zweiten Weltkrieg geäußert. Der Papst hatte daraufhin die Bildung der Dialogkommission angeregt.
Beide Kirchen sind mit einer fünfköpfigen Delegation in der Kommission vertreten. Koordiniert wird ihre Arbeit vom Präsidenten des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, vom französischen Prämonstratenser Bernard Ardura. Die Kommission wird voraussichtlich zwölf Monate lang arbeiten; die nächste Gesprächsrunde ist auf den 17./18. Oktober in Zagreb angesetzt. Vom Vatikan wurde betont, dass die Beratungen der Kommission ausdrücklich kein Teil des laufenden Heiligsprechungsprozesses von Stepinac seien, dieser liege allein in der Kompetenz des Hl. Stuhls.
Am 22. Juli hat ein kroatisches Gericht den Schuldspruch eines jugoslawischen Gerichts gegen den Kardinal aufgehoben. Der Schauprozess im Jahr 1946 habe allen damaligen und heutigen Rechtsgrundsätzen widersprochen, begründete der Vorsitzende Richter Ivan Turudić die Entscheidung in Zagreb. Stepinac war nach der kommunistischen Machtübernahme zu 16 Jahren Haft verurteilt worden, weil er während des Zweiten Weltkriegs mit den kroatischen Faschisten kollaboriert haben soll. Nach sechs Jahren Haft musste er die restliche Zeit bis zu seinem Tod in Hausarrest verbringen. Papst Johannes Paul II. hatte Stepinac 1998 selig gesprochen.
Kathpress, 12., 18., 22. Juli; politika.rs, 12., 14. Juli; Ika vijesti – Tjedni bilten, 20. Juli 2016 – S. K.