Serbien: Patriarch Porfirije gedenkt der Opfer von Jasenovac
Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije (Perić) hat in Belgrad eine Ausstellung im Serbischen Museum der Geschichte eröffnet. Zu sehen sind Werke der Nonne Marija (Anti) aus dem Johannes-Kloster in Jasenovac, die sich mit dem Grauen bzw. der Aufarbeitung eines der schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit beschäftigt, wie der Patriarch laut Pro-Oriente-Informationsdienst erläuterte. Das Vernichtungslager Jasenovac – eingerichtet 1941 vom faschistischen kroatischen Ustascha-Regime – gehörte zu den größten Lagern dieser Art in Europa.
Eine internationale Kommission hat nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der im Vernichtungslager getöteten Serben, Juden und Roma auf mehr als 700‘000 beziffert. Mehr als 100‘000 Kinder unter 14 Jahren sollen ebenfalls auf grausamste Weise umgebracht worden sein. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer sind allerdings höchst unterschiedlich, was die Dimension des Verbrechens jedoch nicht schmälert. Das Museum von Jasenovac führt eine Namensliste mit rund 83‘000 Opfern und schätzt die Gesamtzahl auf rund 100‘000 Opfer. Der kurz unterhalb der Mündung der Una in die Save gelegene Komplex bestand aus insgesamt fünf Nebenlagern und drei kleineren Lagern.
Was in Jasenovac passiert ist, dürfe sich nie mehr wiederholen, betonte Patriarch Porfirije und mahnte zur Wachsamkeit und zur bleibenden Erinnerung an die Verbrechen. Der einstige Ort des Bösen sei inzwischen zu einem Ort des Gebetes geworden, so der Patriarch im Blick auf das Kloster vor Ort. Schon vor seiner Wahl zum Patriarchen war er oft im Johannes-Kloster zu Gast, und wenige Tage nach seiner Wahl suchte er das Kloster abermals auf, das ihm in gewisser Weise spirituelle Heimat ist.
An der Ausstellungseröffnung in Belgrad nahm höchste Prominenz aus Kirche und Politik teil, darunter auch der serbische Präsident Aleksandar Vučić und Milorad Dodik, Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina, wie die Website des Serbischen Patriarchats berichtete.
Der Termin der Ausstellungseröffnung, die bis 22. Mai zu sehen ist, war bewusst gewählt: Der 22. April ist der offizielle Jasenovc-Gedenktag. Er erinnert an einen Fluchtversuch der männlichen Insassen am 22. April 1945. Nachdem die Ustascha begonnen hatte, wegen der anrückenden Tito-Truppen das Lager zu zerstören und die Gefangenen zu töten, kam es zum Ausbruch, den nur rund 90 von 600 Häftlingen überlebten.
Jasenovac befindet sich in Kroatien. Vor Ort wurde ebenfalls am 22. April der Opfer gedacht. Die traditionelle Zeremonie mit einem Gedenkzug fiel wegen Corona-Einschränkungen bereits das zweite Jahr hintereinander aus. Die Vertreter des Staates und der Opferverbände legten bei der „Steinernen Blume“, dem Denkmal von Jasenovac, Kränze nieder. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)