Albanien: Orthodoxe Kirche unzufrieden mit Restitution
Die Albanische Orthodoxe Kirche (AOK) kritisiert die albanische Regierung wegen der schleppenden Restitution von Kircheneigentum, das während der kommunistischen Zeit enteignet wurde. Das hält der Bericht über Religionsfreiheit des amerikanischen Außenministeriums für 2022 fest. Zwar bestehen zwischen dem Staat und der AOK und anderen Religionsgemeinschaften in Albanien formelle Abkommen, die staatliche Subventionen und Restitutionsfragen regeln, aber die Kirche ist mit der Umsetzung und Einhaltung durch die Regierung unzufrieden. Die AOK wird vom Staat neben der sunnitischen muslimischen Gemeinschaft, der Bektaschi-Gemeinschaft, der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen Bruderschaft Albaniens offiziell als eine der wichtigsten Glaubensgemeinschaften des Landes anerkannt.
Die AOK berichtete, dass sie für ca. 890 Immobilien Entschädigungen beantragt habe, von denen aber nur 10 Prozent von der zuständigen staatlichen Stelle überhaupt überprüft wurden. Für die anderen Fälle musste sich die AOK an Gerichte wenden, allerdings gebe es bei diesen große Verzögerungen. Dadurch könnte die 10-Jahres-Frist für die Restitution in vielen Fällen überschritten werden. Hunderte von Fälle seien bei verschiedenen Gerichten hängig. Trotz zahlreicher Anfragen habe die Regierung nicht alle heiligen Objekte, Reliquien, Ikonen und Archive zurückgegeben. Zudem habe die Regierung keine Schritte unternommen, um drei Kirchen in Permet, Tepelena und Saranda zurückzugeben, obwohl die rechtlichen Verfahren fast abgeschlossen seien.
Ebenso schleppend verläuft offenbar die Legalisierung von religiösen Gebäuden, die nach dem Fall des Kommunismus in den frühen 1990er Jahren illegal gebaut wurden. Die zuständige staatliche Stelle gab im Bericht an, 2022 21 Kirchen und andere Gebäude der AOK legalisiert zu haben. Dem widersprach die AOK, es habe im Berichtjahr keine Legalisierungen gegeben, und beklagte den langsamen Prozess.
Die AOK beanstandete außerdem, dass sie entgegen dem Abkommen mit dem Staat Mehrwertsteuern und andere Steuern und Gebühren zahlen muss. Sie habe 26,5 Mio. Lek (249‘000 $) staatliche Subventionen erhalten, aber 113 Mio. Lek (1 Mio. $) an Steuern und Sozial- und Krankenversicherungen gezahlt, die ihr entgegen den Abmachungen nicht zurückerstattet worden seien. Ihr Antrag auf Rückerstattung sei unbeantwortet geblieben. Auch die anderen Religionsgemeinschaften, mit denen der Staat Abkommen abgeschlossen hat, beklagen sich über ähnliche Probleme.
Laut dem jüngsten Zensus von 2011 bildet die AOK nach den sunnitischen Muslimen und der römisch-katholischen Kirche die drittgrößte Glaubensgemeinschaft des Landes. Ihr gehören rund 7 Prozent der Bevölkerung an. Fast 20 Prozent der Bevölkerung beantworteten die Frage nach der Religionszugehörigkeit nicht. Geleitet wird die AOK seit dem Ende des Kommunismus von Erzbischof Anastasios (Yannoulatos), 2022 feierte er sein 30-jähriges Amtsjubiläum. 2020 berichtete die AOK, sie habe zwischen 1991 und 2019 63 Kirchen und Klöster vollständig restauriert und zudem Dutzende neue Kirchen gebaut. (NÖK)