Albanien: Religionsgemeinschaften stellen sich gegen Gleichstellungsgesetz
Der Interreligiöse Rat Albaniens, der die fünf größten Religionsgemeinschaften des Landes umfasst, hat sich in einem gemeinsamen Statement gegen den Entwurf zu einem neuen Gesetz „Über die Gleichberechtigung der Geschlechter“ ausgesprochen. In einem offiziellen Brief an den Präsidenten, das Parlament und die Regierung drückten die Glaubensgemeinschaften ihre Sorge über den Gesetzesentwurf aus, wobei sie betonten, dass sie „Respekt und Gleichberechtigung für jedes menschliche Wesen voll unterstützen“. Allerdings beinhalte der Entwurf Punkte, die zu Rechtsunsicherheit und Umsetzungsproblemen führen könnten.
Die orthodoxe, römisch-katholische und evangelische Kirche sowie die Bektaschi- und muslimische Gemeinschaft kritisierten insbesondere eine im Gesetz enthaltene „Gendertheorie“, die von der biologischen Realität abgekoppelt sei. So werde das Individuum von seiner „biologischen Natur“ getrennt, die mit einem „fließenden, subjektiven und instabilen Konzept von Identität ersetzt“ werde. Dies untergrabe die Basis der menschlichen Natur. Alarmiert sind die Religionsgemeinschaften auch in Bezug auf die Kindererziehung, wobei sie kritisieren, dass die „grundlegende Rolle der Familie und das natürliche Recht von Vätern und Müttern im Erziehungsprozess“ nicht respektiert würden. Dies könnte zu „Unsicherheit und Verwirrung in der Bildung der Identität von Kindern“ führen. Zudem befürchtet der Rat, dass die vorgesehenen Kontrollmechanismen zu „Instrumenten von Zwang und Strafe“ werden könnten, um Konzepte, die der kulturellen und moralischen Tradition der Mehrheit der Bevölkerung fremd seien, durchzusetzen. Auch Geschlechterquoten lehnt der Interreligiöse Rat ab, weil sie das „Prinzip der Meritokratie“ untergraben würden. Die Religionsgemeinschaften riefen die Behörden auf, eine breite öffentlich Beratung zu initiieren.
Bereits am 23. September war der Interreligiöse Rat zusammengekommen, um den Gesetzesentwurf zu besprechen, und hatte seine Besorgnis geäußert. Er kritisierte schon damals den Begriff „Gender“ und sah darin eine Gefahr für die traditionelle Familie. Die Religionsgemeinschaften betonten, dass sie beständig die Bemühungen Albaniens, sein Rechtssystem mit den Vorgaben der EU zu harmonisieren, unterstützt hätten. Die traditionelle Anerkennung von zwei Geschlechtern stehe dem nicht im Weg, da auch in der Mehrheit der EU-Staaten weiterhin eine binäre Definition von Männlich und Weiblich existiere. (NÖK)