Rumänien: Sexualkunde wird kein Pflichtfach
Auf Druck der Rumänischen Orthodoxen Kirche hat das rumänische Parlament ein kürzlich verabschiedetes Gesetz zur Sexualkunde an Schulen angepasst. Im angepassten Gesetzestext ist nicht mehr von verpflichtender Sexualkunde die Rede, sondern nur noch von „Bildung für das Leben, darunter Gesundheitsbildung zur Verhinderung von sexuell übertragbaren Krankheiten und Schwangerschaften bei Minderjährigen“. Die Eltern müssen zudem schriftlich ihr Einverständnis geben, damit ihre Kinder an den Kursen teilnehmen können.
Die Gesetzesänderung wurde mit den Stimmen der regierenden Mitte-Rechts-Partei, der Nationalliberalen Partei, und der stärksten Partei im Parlament, den Sozialdemokraten, verabschiedet. Am 3. April war das ursprüngliche Gesetz vom Parlament verabschiedet und vom Präsidenten verkündet worden. Es hatte die Schulen verpflichtet, mindestens alle sechs Monate obligatorische Sexualkundekurse anzubieten. Die Gesetzesänderung wurde teilweise von denselben Parlamentariern unterstützt, die vor wenigen Wochen noch für das ursprüngliche Gesetz gestimmt hatten. Laut der Statistikbehörde der EU haben Rumänien und Bulgarien den höchsten Anteil an jugendlichen Müttern unter 20 Jahren in der EU.
Die Rumänische Orthodoxe Kirche hatte das Gesetz in einem Statement Ende April scharf kritisiert und von einem „Angriff auf die Unschuld der Kinder“ gesprochen. Die Sexualkunde würde die „natürliche Entwicklung verhindern“ und die Kinder „für den Rest ihres Lebens zeichnen“. „Mehrere Studien“ aus verschiedenen Ländern hätten gezeigt, dass solche Bildungsprogramme bestenfalls unnütz, schlimmstenfalls kontraproduktiv seien, behauptete die Kirche in ihrem Statement. Zudem hätten die Eltern das Recht, selbst über die Erziehung ihrer Kinder zu bestimmen. In ihrer Argumentation berief sich die Kirche auf die Meinungs- und die Glaubensfreiheit. (NÖK)